Rezension

Ein wunderbares Buch

Atemnot - Ilsa J. Bick

Atemnot
von Ilsa J. Bick

Nachdem mich die Autorin mit dem ersten Band der Ashes-Quadrologie begeistern konnte, veranlassten mich Brutalität und Langatmigkeit des zweiten Bandes, die Ashes Reihe nicht weiter zu verfolgen. Bei mir eine große Seltenheit. Umso gespannter war ich auf „Atemnot“, ein abgeschlossenes Jugendbuch.

Der Klappentext machte mich neugierig und so dauerte es nicht lange bis ich das Buch in den Händen hielt. Noch kürzer dauerte es bis ich das Buch beendete, denn die Geschichte lies mich nicht mehr los und somit las ich die knappen 350 Seiten an einem Tag, ohne Pause.

Sowohl Cover als auch Titel sind perfekt gewählt. Der Schreibstil von Ilsa J. Bick ist einfach und gut zu verstehen. Trotzdem wirkt er nicht simpel oder stupide, denn Ilsa J. Bick spielt mit vielen Metaphern und wunderschönen Sätzen. Die Kapitel sind kurz und somit fliegen die Seiten nur so dahin.

Die Protagonistin Jenna erzählt dem Polizisten Bob, auf einem Diktiergerät, ihre Geschichte. Die Geschichte wie es zu jener Nacht im Krankenhaus kam. Das Buch bedarf keiner langen Einführungszeit und somit ist man gleich mitten drin. Die Autorin nimmt einen Teil des Endes vorne weg und schreibt anschließend wie es dazu kam. Dennoch war mir bis zum Schluss unklar, wie das Buch ausgehen wird und wer welche Ziele verfolgte.

Als Jenna mit dem erzählen beginnt, erfährt man zunächst viel über sie und ihre Familie. Die Charaktere sind gut gezeichnet und sehr authentisch. Ich konnte mir bei allen schnell ein Bild machen. Jenna hat es nicht leicht. Die Mutter ist Alkoholikerin, der Vater neigt dazu wegen Kleinigkeiten völlig auszurasten und ihr Bruder Matt, ihr engster Verbündeter, kämpft im Irak. Jenna ist also nach ihren „Problemchen“ (so nennt ihr Vater ihren Psychiatrieaufenthalt) völlig alleine und muss zudem noch an ihrer neuen Schule klar kommen. Hier lernt sie auch ihren Lehrer Mitch Anderson kennen. Er kümmert sich um sie und hilft ihr, mit ihrem Leben wieder klar zu kommen. Sie gehen gemeinsam laufen und schnell wird dem Leser klar, dass es dabei nicht bleiben wird.

Was mich an „Atemnot“ faszinierte war unter anderem die Atmosphäre die Ilsa J. Bick erschafft. Als Leser fühlt man mit Jenna mit. Man möchte wissen was Mr. Anderson für sie empfindet, leidet wenn es ihr schlecht geht und fragt sich durchgehen wie es zu dieser Nacht kommen konnte. Ein weiterer Punkt, der mich begeistern konnte, war die Unvorhersehbarkeit des Buches. Klar, auf manche Geschehnisse habe ich bereits gewartet, trotzdem konnte die Geschichte mit absolut unerwarteten Wendungen und einem überraschenden Ende punkten. Mich hat die Geschichte von Jenna wirklich sehr berührt und wie am Anfang der Rezension erwähnt, konnte ich das Buch nicht zur Seite legen, bevor ich nicht das Ende der Geschichte erfuhr.

Die Vorsichtigkeit mit welcher Ilsa J. Bick die psychischen Probleme von Jenna beschreibt hat mir wirklich gut gefallen. Ein großes Tabu-Thema, das „Ritzen“, hat Frau Bick so beschrieben, dass man Jenna und die Auslöser, die dies verursachten, sehr gut verstehen konnte.

Fazit: Ich gehöre definitiv nicht mehr zur Zielgruppe dieses Buches. Dennoch konnte mich die Geschichte um Jenna restlos begeistern. „Atemnot“ ist ein Buch, das ich Jugendlichen, aber auch Erwachsenen ans Herz legen möchte. Nicht nur, wegen der spannenden und berührenden Geschichte, sondern auch, weil die Probleme von Jenna und die Art wie dieses Thema behandelt wurde, für psychische Erkrankungen sensibilisiert.