Rezension

Hier dürfen Familien Kaffee kochen

Als wir unsterblich waren - Charlotte Roth

Als wir unsterblich waren
von Charlotte Roth

Ein Stück deutsch-deutsche Geschichte mit viel Herz erzählt. Das Buch sollte man gelesen haben!

Inhalt:

Berlin 1989:

Alexandra wohnt im Osten von Berlin mit ihrer 93jährigen Großmutter zusammen. Sie macht sich mit ihren Freunden für die Wiedervereinigung stark. Als es dann so weit ist und die Aufhebung der Grenze im Radio bekannt gegeben wird, zieht sie mir ihrer Freundin Meike zum Mittelpunkt des Geschehens. Sie werden von den Massen mitgezogen und voneinander getrennt.

Als Alexandra droht von den Menschenmassen überrollt zu werden und auf das Pflaster zu knallen, wird sie von Oliver aufgefangen und gehalten. Es ist bei beiden Liebe auf den ersten und zweiten Blick. Sie verbringen einige unbeschwerte Tage zusammen, ehe Alex zu ihrer Großmutter, die sie liebevoll Momi (denn sie war für sie Mutter und Omi gleichzeitig) nennt, zurückkehrt.

Doch als sie ihr Oliver vorstellt, erleidet Momi einen Herzinfarkt.

Sie gibt Oliver die Schuld und wendet sich von ihm ab. Ihre Momi darf jetzt nicht sterben. Scheinbar verbindet ihre Großmutter etwas mit dem Namen Schramm, Olivers Nachname.

 

Berlin 1912:

Die junge und mutige Paula setzt sich leidenschaftlich für Frauen- und Arbeiterrechte ein. Sie träumt von einer neuen, gerechten Welt. Diese teilt sie mit dem charismatischen Studentenführer Clemens, mit dem sie Seite an Seite kämpft.

 

Damals, als sie unsterblich waren, beginnt ihre dramatische Geschichte, die auch die Geschichte unseres Landes ist und die Jahrzehnte später Alexandras Welt für immer verändern wird.

 

 

Meine Meinung:

Dokumentationen, Erzählungen aus Position der dritten Person gibt es zur Genüge. Bereits beim Lesen der ersten Zeilen wusste ich, dass dieses Buch etwas anderes und besonderes sein wird.

Die Grenzöffnung erlebte ich nun noch einmal „hautnah“ mitten in Berlin mit (ich befand mich damals weit weg und bekam die Grenzöffnung nur über die Medien mit). Vom Schreibstil war ich sofort gefangen. Die Geschichte ist aus zwei Handlungssträngen gestrickt und schon schnell wird klar, dass sie unwiderruflich miteinander verbunden sein müssen. Auch die Geschichte der Paula wird so nah beschrieben, als würde man sich mittendrin befinden. Das war für mich eine neue, schöne Erzählweise, die mich abgeholt und völlig in die Geschichte eintauchen lassen hat. Rundherum spielte für mich nichts mehr eine Rolle, wenn ich die Nase in dieses Buch gesteckt habe.

Die Charaktere sind meist sympathisch gezeichnet. Aber in jeder Geschichte sollte es auch den einen oder anderen geben, der sich gegen die Masse auflehnt. Paula kämpft nicht nur für die wohltätige Sache, sie weiß auch, was ihr Herz will und gibt bei Clemens nicht auf.........

Die Gefühle werden authentisch wiedergegeben, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass die Geschichte ein Stück der Familiengeschichte der Autorin ist.

 

Ich kann es nur empfehlen, für alle die Geschichte mal „hautnah“ an echten Schicksalen erleben wollen, statt immer nur den Erzählungen aus den Geschichtsbüchern und den Dokumentationen aus dem Fernsehen folgen wollen.

 

Fazit:

Ein gelungener Debütroman, der Lust auf mehr macht. Eine Autorin, die ich im Auge behalten werde. Ein neuer Favorit an meinem Bücherhimmel.