Rezension

Als wir unsterblich waren

Als wir unsterblich waren - Charlotte Roth

Als wir unsterblich waren
von Charlotte Roth

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:
Die Geschichte "Als wir unsterblich waren" läuft auf zwei Zeitebenen ab.
Zum einen ist da die junge Alex, die den Mauerfall miterlebt und sich dabei Hals über Kopf in den Westjungen Oliver verliebt. Aber dessen Familie ist irgendwie durch unsichtbare Fäden mit Alexandras Großmutter verwebt, die vor Schreck einen Herzinfarkt kriegt, als sie Oliver zum ersten Mal sieht. Sie hat ihn mit irgend jemand verwechselt und Alex macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und der Vergangenheit, die ihre Oma immer totgeschwiegen hat, die aber aus ihr einen verhärmten und traurigen Menschen gemacht hat.

Zum anderen ist da die junge Paula Anfang des 20. Jahrhunderts, kurz vor dem ersten Weltkrieg, die seit langem den unbändigen Clemens anhimmelt und auch seinetwegen großen Interesse an den neugegründeten Sozialdemokraten hat. Das Land ist wirtschaftlich in einer Krise und die Arbeiter und niederen Klassen hungern und darben und lehnen sich immer mehr gegen die Ungerechtigkeiten der Arbeitswelt auf. Es kommt zu Streiks und Demonstrationen, Rosa Luxenbourg kämpft für die Rechte der Frauen und für Gleichheit und bessere Verhältnisse. Paula befindet sich in diesem Dunstkreis und atmet und lebt für diese eheren Prinzipien und Wunschvorstellungen von einem neuen besseren Deutschland. Clemens, der aus besseren Verhältnissen kommt, ist ein Getriebener ein Suchender. Während um sie der erste Weltkrieg ausbricht, finden sie zueinander, werden auseinandergerissen vom Krieg, finden im Frieden wieder zusammen. Aber die Geschichte ist damit noch nicht an ihrem Ende angelangt. Politische und persönliche Krisen und Kämpfe folgen. Über das Ende verrate ich nichts und auch nicht darüber, wer denn nun Olivers Vorfahren sind.

Meine Meinung:
Der Schreibstil ist teilweise recht anspruchsvoll. Vor allem die wörtliche Rede hat es in sich. Sie ist sehr gehaltvoll und blumig. Ich hatte damit Probleme, da es für mich oft eher wie ein Shakespeare-Theaterstück wirkte, denn wie das richtige Leben. Teenager und junge Leute sprechen und sprachen meiner Meinung nach nicht so, wie in diesem Buch. Es sei denn, sie waren Schriftsteller und Dichter. Auch das Gefühlsleben der Protagonisten ist in weiten Teilen sehr heftig und wild. So sollen Gefühle wohl sein, aber diese Unbändigkeit und Allgewalt war teilweise etwas anstrengend. Es gab aber auch Personen, die sehr glaubwürdig und liebenswert waren und mit denen ich mich gut identifizieren konnte.
Sehr interessant waren die politischen und gesellschaftspolitischen Details, die das Gerüst für die Geschichte gaben. Hier wurde sicherlich gut recherchiert.
Alles in allem eine gute Geschichte mit viel informativer Geschichte und dem ganzen Drama an Liebe, Hass, Vertrauen und Missauchtung, die das Leben zu bieten hat.