Mutig, berührend und aufwühlend

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Amoklauf an einer Schule. Miriam, sie geht in die 9. Klasse, sieht mehrere Mitschüler sterben, so auch ihren ersten festen Freund Tobias.

Das geschieht schon gleich zu Beginn des Buchs. Der weitere Verlauf zeigt, wie es für Miriam weiter geht. Man erfährt alles aus ihrer Perspektive und lauscht ihren inneren Monologen, ihren Gedanken und Gefühlen. Immer wieder gibt es zudem Rückblenden bezüglich der Beziehung zu Tobias, bezüglich ihrer Familie, aber auch bezüglich ihres Verhaltens zu dem Amokläufer, einem Junge aus ihrer Parallelklasse.

Ich empfinde die Bearbeitung des Themas Amoklauf an Schulen als sehr mutig.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die aufkommenden Gefühle und Gedanken wurden sehr nachvollziehbar und eindrücklich beschrieben. Besonders gut gefallen haben mir die immer wieder kehrenden Reflexionen bezüglich des Täters, der selbst ein jahrelanges Mobbing-opfer war.

Trotzdem ein Stern Abzug: Die Figuren handeln für mein Empfinden oft nicht nachvollziehbar, z.B. die Eltern nach der Tat; Miriams Reaktionen bezüglich Joanne; die Freundinnen untereinander nach der Tat usw. Mehr möchte ich an der Stelle nicht in die Tiefe gehen, um nicht zu viel zu verraten. Zudem bin ich manchmal an eher US-amerikanische Verhältnisse erinnert, anstatt an deutsche Wirklichkeiten. Manches wirkt zudem recht kitschig. Aber all dies verzeih ich gern, da ich denke, das dies dem Alter der wirklich jungen Autorin geschuldet ist.

Das Buch lässt mich aufgewühlt und etwas unzufrieden zurück, aber bei diesem Thema kann es auch kaum Zufriedenheit geben...

Fazit: ein berührendes Buch mit einem mutigen Thema, welches aufwühlt. Durchaus empfehlenswert gerade auch für jüngere Leser. Hier gibt es viele Denkanstöße, die man diskutieren kann und sollte.