Rezension

Mysteriöse Morde im Baskenland

Die Stille des Todes - Eva García Sáenz

Die Stille des Todes
von Eva García Sáenz

Bewertet mit 4 Sternen

Den ganz hohen Ansprüchen genügt dieser baskische Kriminalroman sicher nicht, beschert aber leichte und angenehme Lesestunden

Als nahe der baskischen Stadt Vitoria die Leichen zweier Menschen gefunden werden, scheint sich ein Alptraum fortzusetzen, der vor zwanzig Jahren seinen Anfang nahm. Denn die Umstände gleichen exakt denen der Morde von damals: jeweils Zwei gleichen Alters, Mädchen und Junge, nackt, eine Hand an der Wange des anderen, abgelegt an einem geschichtlich bedeutsamen Ort. Doch der Mörder wurde gefasst und befindet sich noch immer in Gefangenschaft.

Eva García Sáenz, selbst Baskin, nimmt den Leser in ihrem ersten ins Deutsche übersetzten Kriminalroman um Inspektor Ayala in ihre Heimat mit. Dabei erzeugen die Beschreibungen der Stadt und die historischen Details eine Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann. Landkarte und Stadtplan der inneren Umschlagseiten unterstützen das Eintauchen in die Geschichte.

Die ungewöhnlichen Umstände der Verbrechen fesseln vom ersten Moment an. Mysteriös, rituell, unerklärlich und grausam muten sie an. 

Unai Ayala, genannt der Kraken, berichtet aus Ich-Perspektive. Gemeinsam mit seiner Kollegin Estibaliz nimmt er die Fährte dort auf, wo sie früher geendet hat. Dabei wird durch den hohen Anteil an wörtlicher Rede ein enger Bezug zu den Protagonisten hergestellt, jedoch müssen öfter entbehrliche Belanglosigkeiten in Kauf genommen werden.

Zwischendurch wird eine Geschichte erzählt, die in den Sechzigern begann und sich allmählich auf die aktuellen Geschehnisse zu entwickelt. 

Beide Stränge sind durchaus spannend zu lesen. Der Zusammenhang ist zu ahnen, doch zunächst nicht ersichtlich. Undurchsichtig erscheinen auch viele der Personen, es gibt zahlreiche Verdächtigungen, doch bis zum überraschenden Ende keine Gewissheit.

Auch für eine Spur Romantik ist Platz, was Herz und Gemüt wohl eher befriedigt als das Interesse an den Ermittlungsfortschritten. Ein wenig Alchemie kommt noch mit in die Tüte, ebenso ein Hauch Mystik. Leichte Selbstironie des Erzählers sorgt als Gegengewicht für Erträglichkeit dieser Mixtur.

Einen klaren Sympathiegewinner gibt es: den uralten, geistig wie körperlich erstaunlich leistungsstarken Großvater, der immer die richtigen Ideen zur richtigen Zeit beizusteuern weiß.

 

Wer ganz unangestrengt der Lösung eines ungewöhnlichen und vertrackten Kriminalfalls beiwohnen und dabei baskisches Lebensgefühl atmen möchte, hat hier vielleicht die passende Lektüre gefunden.