Rezension

Pageturner aus dem Baskenland

Die Stille des Todes - Eva García Sáenz

Die Stille des Todes
von Eva García Sáenz

Vitoria- Gateis, die Hauptstadt Baskenlands. Es geschehen ritualisierte Doppelmorde. Genau wie vor 20 Jahren. Der damals verurteilte Täter, Tasio Zarate befindet sich seitdem in Haft, steht aber kurz vor einem Hafturlaub. Sein Zwillingsbruder Ignacio Zarate, der damalige Polizeichef überführte Tasio. Aber war Tasio wirklich der Täter?

Im Mittelpunkt der Ermittlungsarbeit steht Inspektor Unai Ayala, genannte Kraken (Tintenfisch), der vor einiger Zeit seine Frau und seine noch ungeborenen Zwillinge verlor. Er ermittelt gemeinsam mit seiner Kollegin und guten Freundin Estibaliz Gauna, die früher einmal drogenabhängig war. Sie bekommen zudem eine neue Vorgesetzte, Alba Salvatierra. Zwischen ihr und Kraken knistert es gewaltig, allerdings ist sie verheiratet. Das hört sich vielleicht alles ein wenig schräg an, aber es ist gut geschrieben und es macht Spaß, diese Charaktere zu begleiten.

Man erfährt ein wenig aus deren Privatleben und lernt einige Familienangehörige kennen. Insbesondere der schon betagte, aber sehr clevere Großvater von Kraken hat es mir angetan. Die Freundschaft zwischen Kraken und seiner Kollegin hat mich allerdings irgendwie nicht so recht überzeugt. Irritierend fand ich zudem gegen Ende eine Situation, in der er sehr wütend auf sie war und sagte, er werde ab sofort nicht mehr mit ihr zusammen arbeiten, aber danach geht alles weiter wie zuvor, als wäre nichts geschehen. Es war zwar kurz vor dem Showdown, aber dennoch...

Parallel gibt es einen zweiten Erzählstrang in einer anderen Zeitebene. Es ist zu Beginn der 70er Jahre und im Fokus stehen der unglücklich verheiratete Arzt Dr. Urbina sowie Blanca, die unglücklich Verlobte eines sehr reichen, mächtigen und sehr gewalttätigen Industriellen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Beziehung....

Die Stimmung ist hier recht düster, traurig und auch berührend. Dieser Erzählstrang hat mir ausnehmend gut gefallen und ich fand es sehr schade, dass er nach der Hälfte des Buches schon größtenteils beendet war.

Darüber hinaus erfährt man so einiges über das Baskenland. Man lernt Traditionen, Feste, Alltagsgewohnheiten sowie altertümliche Gemäuer, Denkmäler und Landschaften kennen. Dies fand ich insgesamt sehr gelungen und bereichernd und machte gar Lust sich Vitoria und Umgebung mal anzuschauen.

Die ganze Ermittlungsentwicklung und "verwicklung" fand ich bis zur Häfte des Buches ungeheuer spannend. Dann wurden Täter und Motiv relativ klar. Ab hier ging es im Grunde nur noch darum, den Täter zu finden und möglichst weitere Morde zu verhindern. Für mich war dies dann nicht mehr ganz so spannend, irgendwie war die Luft etwas raus. Dennoch liess sich der Krimi gut zu Ende lesen. Die Kapitel sind relativ kurz und enden oft an kleinen Cliffhängern, so dass man das Buch einfach nicht zuklappen kann..:)

Der Showdown war dann klassisch. Allerdings fand ich die noch eingeschobene private Verbindung des Täters zu konstruiert. Das gefiel mir irgendwie überhaupt nicht.

Noch positiv zu erwähnen sind das angehängte Glossar und Personenverzeichnis, der faire Preis sowie der baldige Erscheinungstermin des 2. Bandes (Oktober 2019).

Fazit: Alles in allem ein kurzweiliger, vor allem in der ersten Häfte sehr spannender Krimi, mit einem sympathischen Ermittler und interessanten Einblicken ins Baskenland.

3,5 Punkte