Niemals die Achtsamkeit vergessen!
Bewertet mit 5 Sternen
Mit „Achtsam morden" legte Karsten Dusse seinen ersten Kriminalroman vor, in dem der Protagonist Björn Diemel als Strafverteidiger für schwierigste oder besser gefährlichste Mandanten tätig ist. Als erstes fiel mir dieser skurrile, widersprüchliche Titel ins Auge. Im Werk selber fand ich dazu das entsprechende Zitat, das Titel und Cover in eine harmonische Einheit bringt.
[S. 10] „“Achtsamkeit ist die wertungsfreie und liebevolle Definition des Augenblicks.“ Eine Definition, die auf mich genauso konturlos wirkte wie die Kieselsteine, die bis zur völligen Belanglosigkeit entspannte Menschen gerne am Strand sinnfrei zu Türmen stapeln.“
Karsten Dusse erzählt in einem leichten, lockeren Schreibstil von gar nicht lustigen Ereignissen. Mit zuweilen bissigen, spitzen Humor wird von einem Anwalt erzählt, der im Achtsamkeitsseminar u.a. den stressfreien Umgang mit einem psychopathischen Schwerverbrecher und einer verständnislosen Ehefrau lernen soll sowie natürlich nicht zuletzt einen besseren Umgang mit sich selbst.
Mit großem Vergnügen las ich vom Wegatmen des Ärgers, von der Bedeutung des Atmens, von Zeitinseln, vom digitalen Fasten und vielem mehr, was äußerst hilfreich sein kann beim aktiven Bewältigen des Themas „Wie mordet man achtsam?“ Hilfreich zur Seite stand ihm dabei das Wissen aus Joschka Breitners Zeremonienbuch der Achtsamkeit mit dem Titel „Entschleunigt auf der Überholspur – Achtsamkeit für Führungskräfte“. Zitate aus dem Werk stehen vor jedem Kapitel (gesamt 37) des Krimis und werden hervorragend in die Handlung einbezogen.
Das Geschehen wird flott erzählt, obwohl der Untertitel „Ein entschleunigter Kriminalroman“ anderes vermuten läßt. Es sind auch einige Szenen enthalten, die ich mir lieber nicht so plastisch vorstellen möchte. Die Schilderung der Gewalt ist ziemlich anschaulich.
Fazit:
"Achtsam morden" ist ein außergewöhnlich erzählter Kriminalroman, der sowohl den besonderen Kosmos der Gangster als auch den der Achtsamkeitsberater ziemlich hochleben läßt. Mit schwarzem Humor, sarkastisch, ironisch werden beide Welten auf die Spitze getrieben, teilweise gehörig überzeichnet. Dabei flicht der Autor gesellschaftliche Kritik geschickt mit ein.
Ich fühlte mich richtig gut unterhalten und konnte hier und da ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Diesen Krimi mit seinen grotesken Situationen möchte ich ganz gern verfilmt sehen!
Fünf von fünf Sternen für diesen Krimi mit seiner achtsamen Herangehensweise!