Rezension

Zwischen Leid und Hoffnung: Ein kurzweiliger Liebesroman über einen Neuanfang

Die Liste der vergessenen Wünsche - Robin Gold

Die Liste der vergessenen Wünsche
von Robin Gold

Bewertet mit 4 Sternen

"Ein sehr weiser Mann (Robert Frost) hat einmal gesagt >Was ich übers Leben gelernt habe, lässt sich in drei Worte fassen. Es. Geht. Weiter. …<" (Zitat S. 262)

Doch daran mag Clara nicht im geringsten Denken. Sie steckt in einem tiefen schwarzen Loch, einem Loch der Trauer. Die Geschichte von "Die Liste der vergessenen Wünsche" beginnt im November, 8 Monate, nachdem Clara Black der wohl schlimmste Schicksalsschlag widerfahren ist.
8 Monate vorher ist Sebastian, ihr Verlobter, nur 2 Wochen vor der gemeinsamen Hochzeit ums Leben gekommen.
Im weiteren werden die 10 Monate danach beschrieben, in denen man auf Claras Weg zurück ins Leben mitgenommen wird und man sie begleitet, wenn sie langsam wieder neuen Lebensmut zu schöpfen beginnt.

Sie befindet sich zu Beginn an einem Punkt der völligen Teilnahmslosigkeit und als sie zurück in ihre Heimatstadt und zurück in ihr Elternhaus kommt merkt auch sie ganz allmählich, dass sie sich in einer Sackgasse befindet, die keinen Ausweg bereitzuhalten scheint. Durch Zufall erhält sie etwas später ihre Zeitkapsel zurück, die sie für die Schule als 10 jährige gefüllt hat und in der sich eine Liste befindet mit Dingen, die sie damals tun wollte, bevor sie 35 Jahre ist. Dafür hat sie nun noch weniger als 1 Jahr Zeit.
In ihrem Kopf festigt sich der Plan, diese Punkte der Liste, so unlösbar manche zunächst auch scheinen, abarbeiten zu wollen. Dieser Plan schickt Clara auf eine Reise, der schließlich ihr Rettungsanker wird und für sie auch die ein oder andere Überraschung bereithält.

Meine Meinung:
Es ist eine schöne Geschichte über Verlust, Kindheitsträume und einen Neubeginn, der viele unterschiedliche Emotionen bereithält.
Die Idee einer Liste, die man abarbeitet, ist in der Bücherwelt nicht neu und die Geschichte ist insgesamt auch sehr vorhersehbar aufgebaut und bleibt eher oberflächig, ohne viel Tiefgang.
Dennoch hat mich die ein oder andere Wendung, während Claras Abarbeitung der Liste überrascht. Es gab einige humorvolle und süße Stellen.
Die Autorin hat eine leichte, seichte Schreibweise, der man sehr gut folgen kann, die an der ein oder anderen Stelle jedoch etwas holprig wirkt. Auch ist nicht immer alles logisch, was in der Handlung vorkommt. Wen das nicht stört, wird mit der kurzweiligen Geschichte viel Spaß haben.

Was für mich sehr positiv war, neben den kleineren Überraschungen und der netten Idee der "Liste der vergessenen Wünsche" waren die Charaktere.
Ich mochte besonders Leo, Claras Bruder. Die beiden verbindet eine enge Geschwisterliebe und er kümmert sich wirklich sehr sorgsam und aufopferungsvoll um seine Schwester.
Auch Lincoln, ein früherer Schulfreund von Clara, der plötzlich auftaucht, wirkt äußerst sympathisch, wenn auch manchmal etwas zu perfekt. Aber er passt für mich irgendwie in die Geschichte und ihn verbindet einiges mit Clara, auch wenn das zunächst nicht so scheint.
Clara selbst ist ebenfalls ein sehr sympathischer Charakter, in den ich mich gut hineinversetzen konnte. Obwohl ich genau diesen Verlust, den Clara hier erleben musste, zum Glück nicht erlebt habe, hat die Autorin ihre Gefühlslage sehr gut und authentisch beschrieben. Man erhält kontinuierlich ein gutes Bild von Sebastian, ihrem Verlobten, durch die vielen Erinnerungen an ihn, die Clara nicht loslassen und so formt sich auch das Bild der tiefen Liebe, die die beiden vor dessen Tod verband.
Das Gefühlschaos von Clara wird zudem deutlich durch die kontinuierliche Achterbahnfahrt, auf die man mit Clara mitgenommen wird. Es ist ein stetes Auf & Ab und manchmal ein extremer Wechsel zwischen der völligen Teilnahmslosigkeit der Protagonistin und der Euphorie und Begeisterungsfähigkeit, ausgelöst durch die Liste. "Diese Liste, die sie im zarten Alter von zehn Jahren geschrieben hatte, lange bevor die Realität den Zauber der Kindheit aufhob, der sie hatte glauben lassen, dass alles möglich war." (Zitat S. 41).
Genau diesen Zauber hat man aber verspürt, wenn man das Buch zugeschlagen hat, denn obwohl parallel auch eine stellenweise etwas kitschige Liebesgeschichte entsteht, bleibt vordergründig der Kampf zurück ins Leben mit neuen Zielen.

Für diesen Zauber vergebe ich mit leichten Abzügen gerne 4 Sterne.