Rezension

Eine Geschichte, so facettenreich wie eine Farbpalette

So, wie die Hoffnung lebt - Susanna Ernst

So, wie die Hoffnung lebt
von Susanna Ernst

Katie und Jonah finden auf tragische Weise zueinander. Beide sind zu Vollwaisen geworden nachdem Katies Vater ihre Mutter und Geschwister erschoss und Jonahs Mutter und Oma bei einem Feuer ums Leben kamen. Der erste Teil der Geschichte vollzieht sich im Zeitraum von 1992-1998 im Heim. Katie hat seit dieser schrecklichen Nacht kein Wort mehr gesprochen, doch Jonah gelingt es schließlich ihr erste Worte zu entlocken. Mithilfe seines besten Freundes Milow öffnet sich Katie immer mehr und die Sprachbarriere löst sich auch gegenüber den anderen. Es entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft zwischen den Dreien und zwischen Jonah und Katie erblüht die erste zarte Liebe. All dies wird jedoch getrübt, denn eine erzwungene Umstrukturierung des Heims, bei der alle Mädchen auf verschiedene Einrichtungen in Kalifornien verteilt werden, bringt das nächste Schicksal ins Rollen. Katie verschwindet spurlos. 17 Jahre vergehen und Jonah ist noch immer auf der Suche. Als er sie findet, steht jedoch ein großes und gefährliches Hindernis zwischen den beiden...

Mich hat Jonahs und Katies Geschichte von der ersten Seite an begeistert. Wer jedoch einen kitschigen Liebesroman erwartet, liegt falsch. Die Geschichte ist spannend bis zum Ende und überrascht mit zahlreichen Wendungen, die ich nicht erwartet hätte. Lange bleibt ungewiss, was mit Katie geschah. Als Jonah sie endlich findet, überschlagen sich die Ereignisse. Man kommt nicht umhin mit Katie und Jonah mitzufiebern. Dabei gibt es freudige Momente, aber auch Verzweiflung, Hoffnung, Angst, Leid, Trauer und Wut, die direkt auf den Leser projiziert werden. Das Buch ist nur schwer aus der Hand zu legen, da der Spannungsbogen nie abriss. Am Ende ihrer wirklich dramatischen Geschichte war ich einfach nur sprachlos über all die Geschehnisse und Aufdeckungen und zugleich beeindruckt angesichts des Facettenreichtums. Schön fand ich auch, dass einige Figuren und Begebenheiten aus dem ersten Abschnitt erneut aufgegriffen wurden, sodass sich zum Ende hin alles stimmig zusammenfügte. Die einzelnen Charaktere sind sehr authentisch und einzigartig skizziert. Die Betreuer Julius und Tammy und auch die ältere Köchin Mrs. Whitacker verschaffen den Kindern ein Zuhause, in dem sie sich wohlfühlen können. Das Heim ist somit wie eine große Familie. Ruby ist auch klasse. Mir gefällt ihre offene und zugleich herzliche Art und ich finde es toll, dass der Kontakt zu ihr nie abgebrochen ist. Milow ist ein echter Kumpeltyp, den man einfach gern haben muss. Es passte wunderbar, dass der kleine Vielfraß später ein Kuchenparadies eröffnete, in welchem ich nur zu gern einen legendären Birnenkuchen probiert hätte. Der sensible Jonah überrascht im Verlauf der Geschichte mit seiner Willensstärke und auch Waghalsigkeit, denn die Hoffnung ging ihm nie verloren. Der Titel passt somit perfekt zu der tiefgründigen Thematik und auch die geschrieben Verse sind sehr herzergreifend und so wahr!

"So wie die Hoffnung lebt" war mein erstes Buch von Susanna Ernst und definitiv nicht mein letztes. Ihre gewählten Worte transportieren viele Emotionen und bringen den Leser mitten ins Geschehen. Ich kann es nur weiterempfehlen!