Rezension

Reine Geschmackssache ...

So, wie die Hoffnung lebt - Susanna Ernst

So, wie die Hoffnung lebt
von Susanna Ernst

Zwei Kinder. Zwei Schicksale. Eine große Liebe, die auf ewig verbindet.
So oder so ähnlich lässt sich der Inhalt des Romans ganz schnell zusammenfassen. Dass ich damit aber weder der Autorin, noch dem Buch gerecht werde, ist mir durchaus bewusst. 
Ich frage mich, ob ich ab sofort vielleicht doch einen größeren Bogen um Liebensromane machen sollte oder bin ich einfach nur zu unromantisch?
Die Autorin erzählt die Geschichte zweier Kinder, die auf grausame Art und Weise aus ihrem bisherigen Leben gerissen werden in zwei Teilen. 
Im ersten Teil treffen die beiden Hauptpersonen in einem Kinderheim aufeinander, in dem sie von nun an ihr Leben verbringen müssen. Sie helfen sich gegenseitig über ihr schweres Schicksal hinweg und verlieben sich ineinander.
Aufgrund einer Schwangerschaft einer Heimbewohnerin muss die Heimleitung das Leben im Haus umstrukurieren und so werden die beiden Hauptprotagonisten aus ihrer eigenen, kleinen, glückseligen Welt ein zweites Mal gerissen.
Im zweiten Teil des Romans, knapp zwanzig Jahre nachdem sich die beiden aus den Augen verloren haben, begegnen sie sich wieder und ihre Liebe entflammt erneut. Doch noch können die Hauptfiguren nicht in ein zweites Liebesglück starten. Zuhälterei, Prostitution sowie düstere Typen müssen erst einmal bezwungen werden, damit ihre Liebe endlich eine Zukunft hat.
Die Autorin Susanna Ernst schafft es im ersten Teil des Buches schnell, den Leser mit der Beschreibung der tragischen Schickssalsschläge und der zarten Annäherung der Hauptfiguren an sich zu binden. Empfindsame und gefühlvolle Sprache schafft einen Raum, der auf tiefe Betroffenheit trifft. Nur zu gern möchte man den beiden Kindern ein neues Zuhause bieten. Ein Zuhause, in dem sie friedvoll leben und ihre traumatischen Erlebnisse zumindest ansatzweise verarbeiten können.
Der zweite Teil des Buches kommt dann erstaunlicherweise allerdings etwas polterig daher. Geschichten wie diese hat es in der Literatur schon abertausende gegeben. 
Zwei Menschen verlieben sich ineinander, hier erneut. Eine Person ist mit einem Schurken verheiratet, die andere Person erkennt das, setzt alles daran,
um den Menschen aus den Fängen des Bösewichts zu befreien und um endlich mit ihm glücklich sein zu können.
Die anfangs so zärtliche Erzählung, bei der der Leser, in den meisten Fällen wohl eher die Leserin, sofort mitleidet, die so warmherzig und zartfühlend beschrieben ist, verflacht ganz schnell zu einer trivialen Geschichte, die ein voraussehbares Ende hat. Nicht, dass ich nicht auch gern leicht verständlichen Stoff lese, nur habe ich nach dem ersten Teil erwartet, dass die Autorin es schafft, auch im zweiten Teil das Berührende, das Mitfühlende, das Einfühlsame aufrecht zu erhalten. Lediglich die Liebesszenen der beiden Hauptprotagonisten wirken weich und zart.
Ich habe schon einige Rezensionen dieses Buches gelesen und in den meisten Fällen wird das Buch weitaus positiver bewertet. Vielleicht gehöre ich zu der Art Leserin, der Liebesgeschichten, nicht so besonders liegen und wenn doch, dann eher die Lovestorys, die nicht so absehbar sind, in denen es nicht nur um die Liebe geht, die auch noch ein anderes Thema aufgreift.
Aber vielleicht ist dieser Roman auch gerade das, was Leserinnen sich in dieser Zeit wünschen, die durch Kriege, Attentate und Amokläufe bestimmt wird. 
Ein Buch lesen, ohne viel nachdenken zu müssen, das berührt, aber so endet, wie man es sich mehrheitlich wohl wünscht, nämlich mit einem einfachen und guten Ende!