Rezension

Gar nicht so easy im Low Carb Bereich aber viele bodenständige Rezepte

Easy. Überraschend. Low Carb. - Bettina Matthaei

Easy. Überraschend. Low Carb.
von Bettina Matthaei

Ich gebe zu Beginn gleich gerne zu, dass ich mir das Buch nicht wegen der Low Carb Idee zugelegt habe. Mir war vorher schon bewusst, dass ich (aufgrund vorausgegangener Backversuche von Low Carb Broten) die Brotsorten nicht ausprobieren wollte. Warum? Die mannigfaltigen Zutaten (Nüsse, Sämereien, exzentrische Mehlsorten) stehen in keinem Verhältnis zu Besorgungsaufwand, Preis, Geschmack und Konsistenz. Ein gutes, handgemachtes, ehrliches Brot ziehe ich zu jeder Zeit vor. Es muss nicht alles im Leben auf Low Carb basieren, wenn der Rest stimmt.

Wie dem auch sei. Das Buch ist hier, weil die Fleisch und Fisch Rezepte einfach wunderbar sind und sehr wohl meinen Geschmack treffen. Begeistern konnten mich besonders die Fischgerichte und die wirklich simpel gehaltenen Beilagen. Kein unnötiger Firlefanz, sondern ehrliches Gemüse.
Der Lachs mit Kräuterkruste ist eine gelungen Kombination, die wirklich lohnt. Die Geschmäcker ergänzen sich hier sehr gut. Pannierter Sellerie. Ja, das klappt und schmeckt wunderbar!

Jedoch ergeben sich in den Rezepten Abzüge in der B-Note:

Ein an und für sich tolles Pilzgericht, der „Portobello-Pilz-Burger“, wurde leider mit Sambal Olek kombiniert. Die Feinen Aromen des Pilzes und des (in meinem Fall gewählten Büffel-)Mozzarella werden durch die unangemessene Schärfe schlichtweg erschlagen. Das sollte einem guten Koch schon beim der Rezept kreieren auffallen. Da ist weniger wirklich mehr. Ohne Schärfe hätte dieses Gericht topp gemundet. Leider gibt es sogar ein 2. Mozarella Gericht wo wieder mit Sambal gearbeitet wird. Wo sind da die guten Kräuter als feine Ergänzung des milden Büffelmozzarellas? Das hätte man wirklich besser lösen können und nicht zwei mal das Selbe versuchen müssen.
Übrigens habe ich nach Verspeisen des Pilz-Burgers noch einen Rest Polenta vom Vortag mit den Pilzstielen in der Pfanne geschwenkt, weil ich nach dem Burger noch hunger hatte! Also satt gemacht hat der nicht.

Beim Nachtisch habe ich mich auf die Avocadocreme mit Himbeerpüree gestürzt. Avocado im Dessert habe ich noch nie probiert und so war es ein MUSS für mich das nachzuvollziehen. Neues macht mir Laune.
Das zum Dessert benutzte Vanillesalz habe ich mir „gebastelt“ und kräftig eingesetzt.
Die Kombination Vanille, Avocado und Salz ist tatsächlich sehr gelungen und das Dessert braucht dadurch keinen Zucker.
Leider auch hier wieder ein Abstrich: Die Himbeeren passen mir geschmacklich absolut nicht zur Avocado Creme. Wo ich die Avocado-Creme noch mit Genuss mit vollen Löffeln geschaufelt habe, blieb mir die Kombi mit Himbeeren förmlich im Halse stecken. Das ging gar nicht. Das passte nicht.
Schade drum!

Durchgefallen sind bei mir wie schon erwähnt die Brote. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich ein Brot mit Ei eher als Kuchen ansehe (Alles schon versucht, schmeckt mir nicht). Zum Zweiten habe ich die ganzen Sämereien und Nüsse nicht direkt greifbar und müsste ein Reformhaus plündern um an die korrekten Mehlsorten zu kommen.
Und zu guter letzt finde ich es übertrieben auch noch immer das „LC-“ vor die Mehlsorte zu setzen „LC-Mandelmehl“ LC-Kürbismehl“. Das stört schon das Lesen der Rezepte und ist wieder so eine Hype-Geschichte, die ich einfach nicht mag, da sie so überstrapaziert ist.

Erwähnenswert sind die Aufstriche und die Verfeinerungen des Kaffees. Vornehmlich mit Milchersatz, dafür ohne Zucker. Muss man mögen. In meinen Kaffee kommt Honig.

Zum guten Schluss:
Wenig umfangreich finde ich das Inhaltsverzeichnis am Ende. Ich hatte schon Probleme den Hähnchen Brotaufstrich wiederzufinden, da er weder unter Hähnchen, noch unter Dip oder Brotaufstrich sofort zu finden war. Sondern unter G wie „Gerupftes Huhn“, wie der Aufstrich im Rezept heißt. Aber das hatte ich vergessen. Also eine bessere Stichwortsuche wäre wünschenswert gewesen.

Mein trotz der kleinen Ausfälle positives Fazit lautet:
Wer selbst ein wenig Interesse an gutem Kochen hat, kann die groben Schnitzer der Rezepte ausbügeln. Die Ergebnisse schmecken hervorragend.
Auch Anfänger bekommen viele der schnell zubereiteten Speisen problemlos hin.
Die Zutatenbeschaffung ist teilweise eher etwas für den Wochenmarkt oder das Reformhaus. Nix Discounter und Hopp Hopp. Sondern Genießen mit besonderen Zutaten steht hier im Fordergrund.
Die Bilder zu den Rezepten sind sehr nah am wirklichen Ergebnis.

Fazit:
Ohne den Low Carb Hype zu bewerten findet man auch schmackhafte Gerichte für jeden Tag.
Die ganzen ausgefallenen Mehlsorten und Sämereien finde ich mittlerweile überstrappaziert und somit warte ich auf einen schöneren Hype mit Zutaten, die kein „LC-“ vorangestellt brauchen.
Solange koche ich noch die tollen Hauptgerichte aus diesem Buch weiter.
4 Sterne!