Rezension

Ein neuer Geniestreich

Die Analphabetin, die rechnen konnte - Jonas Jonasson

Die Analphabetin, die rechnen konnte
von Jonas Jonasson

Wenn ein Autor mit seinem Erstling einen solchen Überraschungserfolg landet, sodass sich der Roman allein in Deutschland über zwei Millionen mal verkauft und monatelang an der Spitze der Spiegel-Bestsellerliste zu finden ist, dann sind die Erwartungen der Leser an den Nachfolger natürlich besonders hoch. Dem Autor bleiben dann zwei Möglichkeiten: entweder er geht das Risiko ein und schreibt etwas komplett anderes, oder er bleibt bei seinem bewährten Muster, von dem er weiß, dass es funktioniert. Jonas Jonasson hat sich für letzteres entschieden, was man auf den ersten Blick bereits am Titel sehen kann. Worum geht es nun in „Die Analphabetin, die rechnen konnte“, dem neuen Roman von Jonas Jonasson?

Nombeko Mayeki lebt in den Slums von Soweto, ist elternlos und verdient sich ihren Lebensunterhalt seit dem fünften Lebensjahr als Latrinentonnenträgerin. Sie ist nicht nur äußerst intelligent, sondern auch sehr gewitzt, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie im Altern von vierzehn Jahren zur Chefin der Latrinentonnenträger aufsteigt. Ihr vorwitziges Mundwerk bringt ihr die Kündigung ein, sie wird von einem Alkoholiker angefahren, muss diesem als Strafe (es ist die Zeit der Apartheid) den Haushalt führen, kommt über ihn in Kontakt mit dem südafrikanischen Atomwaffenprogramm…und…und…und.

Der Handlungszeitraum umfasst die Spanne zwischen den siebziger Jahren bis 2009, der Handlungsort verlagert sich im Laufe der Geschichte von Südafrika nach Schweden. Eine aberwitzige Situation jagt die nächste, der Handlungsverlauf ist nicht gradlinig sondern schlägt viele Haken, die so nicht immer von den Lesern erwartet werden. Nacheinander oder auch gleichzeitig tauchen die skurrilsten Personen auf, und immer wieder stellt der Autor Bezüge zu Ereignissen der Weltgeschichte und der Politik her. Das macht er durchaus spritzig und humorvoll, auch wenn die eine oder andere Pointe sehr überzeichnet ist und manchmal etwas flach ausfällt.

Wenn man nun „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ mit dem Vorgänger vergleicht, stellt man fest, dass sich Jonasson nicht auf Experimente eingelassen hat, sondern weiter seinen ausgetretenen Pfaden folgt. Von daher ist der Roman zwar nichts Neues unter der Sonne, wird aber mit Sicherheit die Erfolgsgeschichte des Jonas Jonasson fortschreiben.