Rezension

Wer wollte nicht schon immer mal eine Prinzessin sein?

Selection 01 - Kiera Cass

Selection 01
von Kiera Cass

Bewertet mit 3 Sternen

Einige Worte zum Inhalt

Die Zukunft ist düster: Amerika, das nach dem vierten Weltkrieg in Illéa umbenannt wurde, ist zur Monarchie zurückgekehrt und die Menschen müssen sich einem achtstufigen Kastensystem unterordnen. America Singer, eine Fünf, lebt mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen. Ihre Situation ändert sich, als die Selection naht. 35 junge Frauen werden ausgewählt, um in einem Wettstreit im königlichen Palast um Prinz Maxon zu buhlen. Diejenige, die sein Herz gewinnt, wird Maxons Frau und Prinzessin von Illéa. America, die gerade von ihrer ersten großen Liebe Aspen verlassen wurde, wird von ihrer Mutter dazu überredet, sich für die Selection anzumelden, und erhält tatsächlich eine Einladung in den Palast. Mit widerstrittigen Gefühlen tritt sie die Reise in eine unbestimmte Zukunft an.

Meine Meinung

Ich war mir unsicher, ob ich die Bücher tatsächlich lesen möchte. Um
ehrlich zu sein, hat mich allein schon der Name der Protagonistin davon
abgehalten, mir den ersten Band zu kaufen. Ich meine – hallo, America? Jetzt ernsthaft?
Da wird man ja fast von Patriotismus und Ideenlosigkeit
niedergeschlagen. Auch die anderen Namen sind zum Teil sehr
gewöhnungsbedürftig, doch da es sich um eine Art Dystopie handelt, habe
ich mich schnell an die skurrilen Namen gewöhnt.

Ein Glück für das Buch, dass ich es im Bett mit einer fiesen
Erkältung gelesen habe. Wahrscheinlich würde meine Wertung weniger gut
ausfallen, wenn ich nicht viel Spaß mit dem Buch gehabt hätte. Ich war
wirklich in der Stimmung für ein wenig Herzschmerz, Bitchfight,
Prinzessinnenfeeling und Kitsch und würde niemandem empfehlen, The Selection
zu lesen, wenn man nicht in dieser Stimmung ist, denn dann könnten
einem die vielen Schwächen des Buches den Spaß verderben. Für mich war
es in dieser Situation jedoch genau das Richtige. Ich bin mit niedrigen
Erwartungen an die Geschichte herangegangen und wurde durchaus positiv
davon überrascht, wie schnell ich in das Geschehen hereingefunden habe
und wie flott sich das Buch durchlesen ließ.

Die Handlung ist ganz witzig aufgebaut und die Idee erinnert, wie
bereits der Klappentext des Buches verrät, sehr an die Trash-Fernsehshow
Der Bachelor. Ganz so schlimm wie die Sendung war die Handlung
dann aber doch nicht. Tatsächlich hätte ich wesentlich mehr Bitchfight
erwartet und war sogar etwas enttäuscht, dass es nicht zu mehr
Konfrontationen zwischen den Mädchen kam. Denn 35 junge Frauen in einem
Palast und im Wettstreit um den Prinzen – das sollte wesentlich
schlimmer sein als Der Bachelor und Germany’s Next Topmodel
zusammen. Das höchste der Gefühle waren jedoch ein (von mir lang
ersehnter) Schlag ins Gesicht, ein abgerissener Ärmel und ein paar böse
Worte. Da wäre definitiv mehr gegangen!

Insgesamt fand ich die Liebesgeschichte authentisch ausgearbeitet.
Americas Zerissenheit, vor allem als Aspen als Wachmann in den Palast
kommt, und der konstante Wechsel ihrer Gefühle waren für mich
nachvollziehbar und altersgerecht, denn America befindet sich, ebenso
wie die anderen Hauptcharaktere, noch in der Pubertät, in der Gefühle
oftmals sehr verwirrend und unbeständig sind. Zwar hat mich das Hin und
Her manchmal etwas genervt, doch ich kann mir gut vorstellen, dass ich
in derselben Situation ähnliche Probleme gehabt hätte.

Einen Bestandteil der Geschichte bilden außerdem zwei
Rebellengruppen, die den Palast in regelmäßigen Abständen angreifen.
Leider waren die Sequenzen so unspektakulär und kurz gehalten, dass man
sie sich auch hätte sparen können. Zwar erhalten die Rebellen im dritten
Buch eine etwas größere Rolle, jedoch erscheint ihre Präsenz im ersten
Band geradezu lächerlich. Da werden ein paar Steine geworfen, ein wenig
Unordnung im Palast gestiftet und das war’s. Die Königsfamilie und die
(meist heulenden – allgemein scheint dauernd jemand zu heulen) Mädchen
warten unterdessen in einem abgeschotteten Raum und sehen das Chaos
erst, als sie ihn wieder verlassen. Irgendwann habe ich begonnen, mich
zu fragen, wie die Rebellen immer und immer wieder unbemerkt in den
Palast eindringen können und wie die Zerstörung der Räume jedes Mal so
schnell behoben werden kann.

Was mich außerdem etwas verwirrt hat, war die Rückkehr zur Monarchie sowie die Einführung des Kastensystems. Leider erhält der Leser keinen Einblick in die Gründe für diesen Wandel und auch, als im zweiten Band schließlich Gründe geliefert werden, fallen diese sehr unbefriedigend und unlogisch aus. Es erscheint mir einfach nicht nachvollziehbar. Generell dreht sich die Geschichte mehr um die Dreiecksbeziehung zwischen America, Maxon und Aspen statt einen Blick auf die Politik und Gesellschaft zu werfen. Aber dies ist wohl von der Autorin beabsichtigt. Ich hätte mir jedoch einen tieferen Einblick gewünscht und finde, das hätte der Geschichte sehr gut getan.

Die Charaktere sind soweit ganz gut ausgearbeitet, wenn auch zum Teil sehr klischeehaft. Mir sind Maxon und Aspen schnell ans Herz gewachsen, da sie beide ihre Qualitäten haben, auch wenn ich Maxon etwas lieber mochte. America hingegen war zwar durchaus eine Sympathieträgerin, jedoch manchmal so naiv, dumm und unkontrolliert, dass ich ihr am liebsten einen ordentlichen Tritt in den Hintern gegeben hätte.

Kiera Cass’ Schreibstil ist, wie ich finde, sehr unspektakulär (ich habe das Buch auf Englisch gelesen und weiß nicht, wie es im Deutschen aussieht, kann mir aber nicht vorstellen, dass es wesentlich besser ist). Die Geschichte lässt sich ohne Frage flüssig und sehr leicht lesen, mir fehlte allerdings die Einzigartigkeit. Ihr Stil hat keine Ecken und Kanten, keine Eigenarten. Normalerweise markiere ich in einem Buch sehr viele Stellen, die mir gefallen, in The Selection gibt es jedoch keine einzige, da die Sätze einfach an mir vorbeigerauscht sind, ohne einen tieferen Eindruck zu hinterlassen. Sehr schade!

Fazit

The Selection hat meine Erwartungen im Grunde übertroffen, denn ich hatte trotz der offensichtlichen Schwächen des Buches sehr viel Spaß beim Lesen. Die Thematik hätte wesentlich besser ausgearbeitet werden können, im Großen und Ganzen ist die Storyline aber okay und die Charaktere sind mir teilweise sehr ans Herz gewachsen. Ich würde das Buch als leichte Unterhaltung einordnen, geeignet für alle, die ein wenig träumen, schmachten und sich wie eine Prinzessin fühlen wollen. Wer Kitsch vollkommen abgeneigt ist, sollte allerdings besser die Finger von The Selection lassen.