Rezension

Chemie des Klischees

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft -

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft
von Kira Licht

Bewertet mit 2 Sternen

Emilia ist siebzehn, steht kurz vorm Schulabschluss und macht bei einem letzten Schulausflug eine seltsame Entdeckung. Sie kann im Museum ein paar Seiten des mysteriösen Voynich-Manuskripts lesen. Damit zieht sie die Aufmerksamkeit einer geheimnisvollen Organisation auf sich: der Alchemisten. Einer von ihnen ist Ben, der zum Goldorden der Alchemisten gehört. Er erklärt Emilia, dass sie zum Silberorden gehört; es gibt noch einen dritten, den Quecksilberorden, das sind quasi die Todesser unter den Alchemisten. Mit Emilias Hilfe versucht der Goldorden, dem Wasser des Lebens auf die Spur zu kommen, das im Voynich-Manuskript beschrieben wird, denn sie ist die Einzige, die es dechiffrieren kann. Doch auch andere sind hinter diesem Geheimnis her und damit auch hinter Emilia. 

Mir fällt immer wieder auf, was für coole Ideen die Autorin hat und jedes Mal denke ich: Aber jetzt! Jetzt traut sie sich und knallt uns mal ein Buch vor die Brust, das uns weghaut. Doch nein. Stattdessen präsentiert sie uns immer wieder ihren selben aufgewärmten Brei, der schon beim ersten Mal nicht geschmeckt hat. Ein Mädchen, das unverhofft über irgendein Geheimnis stolpert, dazu ein männliches Alphamännchen, das sich tarzanlike gegen die Brust trommelt und besagtes Mädchen wie Dreck behandelt. Aber wie üblich in dieser Art von Büchern ist das völlig okay, denn das Alphamännchen ist heiß wie die Hölle, kann kämpfen wie ein Teufel, sieht außerdem heiß aus, studiert Geschichte, sieht heiß aus, ist arrogant, sieht heiß aus, kommuniziert grundsätzlich im Befehlston, sieht heiß aus ... Wow! Emilia ist nicht die Einzige, die Rätsel lösen und Muster erkennen kann! Ich schaffe das auch! 

Ich musste auch regelmäßig am Verstand des Mädchens zweifeln. Ihr kommt ein Typ beim ersten Treffen völlig dumm und anstatt dass sie ihn mal ordentlich tritt oder wegen Belästigung die Polizei ruft, lässt sie sich das neueste Handy von ihm schenken? Er latscht ständig in ihre Wohnung, ohne dass sie das genehmigt hat, und sie freut sich, dass er mal lächeln kann? Sie sieht eine Art Zombie, rennt dem hinterher und wundert sich, dass sie angegriffen wird? Sie nimmt alles hin, was ihr diese Alchemisten vor die Füße spucken und sie so: na gut. 

Auch das Lektorat war jetzt nicht mega inspirierend. Zu Anfang taucht beim Kampf des Loveinterests noch ein Junge und noch ein Mädchen auf und Emilia, als Erzählerin, sagt, dass Oliver das und das macht. Woher weiß sie denn, wie der Typ heißt? Oder wo bitte kommen byzantinische Armbrustfallen in einem Mayatempel vor? Hatten die Maya das damals bei Amazoncoatl und somit beim Versandhändler ihres Vertrauens bestellt? Zwischendrin fielen auch mal der ein oder andere Schreibfehler auf, ohne dass ich gesucht hatte. 

Egal und schade. Ich muss langsam einsehen, dass diese Autorin und ich einfach nicht kompatibel sind, es sei denn, sie fängt irgendwann mal an, ihre coolen Ideen auch mal cool umzusetzen.