Rezension

gruselig, blutig, brutal - Gänsehautfaktor

Zerrspiegel
von Katja Montejano

Bewertet mit 4.5 Sternen

Jazz‘ Leben lief eigentlich in ziemlich geregelte Bahnen, jede Aktivität hatte ihren Platz, ebenso die Familie. Doch von einem Moment auf den nächsten, verändert sich alles. Ein brutaler Überfall zeigt ihr, dass sie die Zielscheibe eines Verbrechers geworden ist. Gleichzeitig breitet sich das Unglück auch auf ihre Mutter und ihre Schwester aus. Ein skrupelloser Krimineller treibt sein Unwesen und alle sind ratlos, was das Motiv ist und wie sie ihn aufhalten können.

 

Die Handlung ist sehr spannend und packend beschrieben. Die eindrücklichen, blutigen Beschreibungen haben sich so in meinem Kopf verankert, dass ich das Buch erst mal ein bisschen ruhen lassen musste, bevor ich es jetzt rezensieren kann.

 

Der Täter geht äußerst brutal und durchdacht vor, keine seiner Handlungen wirkt spontan oder planlos. Alles ist organisiert und berechnet. Umso schwerer ist es für ihn, wenn es nicht klappt, wie er es sich vorgestellt hat. Jazz bringt ihn zur Weißglut und sich damit noch mehr in Gefahr, als sie ohnehin schon war.

Jazz ist ein sehr spezieller Charakter, besonders im Umgang mit anderen Menschen. Durch ihr Asperger Syndrom fällt es ihr schwer normal und locker zu kommunizieren, wie andere Leute es tun würden. Metaphern, Sprichwörter oder Ähnliches kann sie nicht als solches aufnehmen. Wenn es nicht so schade und traurig für sie selbst wäre, dass ihr dadurch viel entgeht, könnte man an einigen Stellen fast ein wenig schmunzeln, da sie durch ihr Hinterfragen oder Widersprechen nach, für sie, unlogischen Sätzen, unerwartete Situationen schafft.

 

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Auf der einen Seite bekommen wir einen Einblick in Jazz‘ Leben, ihre Ängste und Gedanken. Durch ihre enge Zusammenarbeit mit der Polizei, erfährt man auch, wie weit die Ermittlungen und Überlegungen fortgeschritten sind. Die zweite Seite ist die des Täters. Seine Vorgehensweisen, Pläne und Grausamkeiten sind detailliert, anschaulich und sehr blutig beschrieben. Da bekommt man schon beim Lesen Gänsehaut und ist sehr froh, dass es sich nur um ein Buch handelt und man nicht selbst ins Visier geraten ist. Einige gruselige Zusammenhänge werden auch erst im Verlauf der Geschichte so richtig deutlich, wenn immer mehr Einzelheiten ans Licht kommen. Es gibt immer wieder eine Steigerung der Ereignisse, bis man irgendwann erfährt, wieso es zu all dem gekommen ist.

 

Zerrspiegel ist absolut nichts für Leser mit schwachen Nerven. Brutal, grausam, stellenweise eklig, skrupellos und dabei trotzdem sehr packend. Ich musste einfach weiter lesen, obwohl man schon geahnt hat, dass es nur noch schlimmer werden kann im Verlauf der Geschichte. Ein gutes Buch, bei dem mir irgendwie trotzdem ein wenig die Worte fehlen, um es zu beschreiben.