Rezension

Zu wenig Tiefgang

Zerrspiegel
von Katja Montejano

Bewertet mit 2.5 Sternen

Das Cover
Auf dem Cover erkennt man schemenhaft einen Mann mit einem Messer in der Hand. Er wird durch den hellen Hintergrund beleuchtet und kommt soeben durch eine Tür auf den Betrachter zu. Das Cover ist zwar nicht besonders auffallend, passt aber zum Inhalt.

Die Story
Ein brutaler Serienmörder ist unterwegs und tötet nicht einfach nur willkürlich, sondern erwählt sich alle Bezugspersonen von Jazz, der Hauptprotagonistin dieses Buches. Ein Alptraum, sich vorzustellen, dass einem alles genommen wird.
Der Klappentext hat mich angezogen, weil ich Thriller um psychopathische Mörder und deren tiefere Beweggründe spannend finde. Es ist natürlich nicht so leicht, aus der breiten Masse der Psychothriller hervorzustechen und man muss sich als Autor schon eine Story einfallen lassen, die langanhaltend in den Köpfen der Leser verankert bleibt.
Leider ist das Buch aber recht kurz und wirkt irgendwie oberflächlich "angerissen". Und bis auf 1 bis 2 ekelerregende Szenen konnte der Roman nicht nachhaltig bei mir wirken. Ich fragte mich am Ende die ganze Zeit, warum mich das Buch nicht 100-prozentig überzeugen konnte. Ich denke, es lag an der geringen Seitenzahl und dem damit verlorenen Potential, der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen.

Die Charaktere
In dem Buch lernen wir Jazz Sanders kennen. Sie nennt sich selbst einen Aspi, da sie am Asperger-Syndrom leidet. Sie hat Probleme, Metaphern oder Ironie zu deuten und nimmt das Gesagte wörtlich. Außerdem hat sie Schwierigkeiten, sich Mimik und Gestik der Mitmenschen begreiflich zu machen. Kein leichtes Leben also für Jazz. Eine große Stütze in ihrem Leben sind ihre Schwester Danika und Nico, der Sohn des derzeitigen Freundes ihrer Mutter.
Man erkennt in ihren Gedankengängen und Gesprächen mit anderen Protagonisten, wie schwer ihr der Umgang mit anderen Menschen fällt. Sie distanziert sich aus Selbstschutz von allen Dingen und versucht in ihrer eigenen Welt zu leben. Das kann sie aber nur so lange, bis plötzlich ihre Schwester und Mutter verschwinden.
Jazz wurde von der Autorin gut beschrieben und dargestellt. Sie wirkt durch das Asperger-Syndrom etwas "eigen". Frau Montejano konnte dies gut vermitteln.

Der Schreibstil
Der Schreibstil ist flüssig und der Thriller liest sich gut weg. Bei Jazz Gedankengängen wird es ab und an etwas holperig, aber das ist sicher so von der Autorin gewollt, um Jazz Krankheit und Unsicherheit deutlicher zu machen.
Die Kapitel wechseln zwischen Jazz und dem Mörder, der nur "er" genannt wird. Stellenweise war ich von seinen Passagen verwirrt, weil es schien, als hätte er neben seinen Folterungen auch illegale Geschäfte am Laufen. Dadurch suchte ich immer nach einer Parallele zu einem im Buch vorkommenden Protagonisten, die es aber letztendlich nicht gab. Aufgelöst wurden diese Geschäfte leider auch nicht, was mich noch mehr irritierte.

Das Ende
Die Wendung war für mich leider nicht sehr spannend und auch das Ende konnte mich nicht überzeugen. Irgendwie hatte ich gerade am Schluss noch die Erwartung, dass da doch noch was ganz Packendes kommen muss. Etwas, dass noch mitreißt und umstürzend ist. Meine Ansprüche und Vorstellungen haben mir so vermutlich das Ende etwas verdorben.

Fazit
Wenn die Autorin mehr Seiten und damit mehr Tiefe hinzugefügt hätte, hätte mir der Thriller sicher ein Stück mehr gefallen. Auch meine hohen Ansprüche haben diesen Umstand nicht verbessert.
2 1/2 von 5 Isis