Rezension

Enttäuschend!

Zerrspiegel
von Katja Montejano

Bewertet mit 2.5 Sternen

Jazz, die am Asperger-Syndrom leidet, wird zuhause von einem Unbekannten überfallen, wenig später sind sowohl ihre Mutter als auch ihre Schwester verschwunden. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, das Jazz kaum gewinnen kann – oder doch?

Der Roman beginnt sehr gruselig, der Prolog wird aus Sicht des Antagonisten erzählt, direkt wird klar, hier handelt jemand, der nicht nur sadistisch sondern auch soziopathisch ist, außerdem ist sofort klar: Der Roman wird sehr blutig und sich an der Ekelgrenze bewegen. Später gibt es weitere Szenen aus Sicht des Täters, die diese Linie beibehalten. Hier also schon einmal die Warnung: Wer das nicht erträgt, sollte den Roman besser nicht lesen.

Klingt nach einem sehr spannenden Thriller, nicht wahr? Zudem hat der Roman noch eine außergewöhnliche Protagonistin, leider hat mich die Geschichte trotzdem nicht überzeugt.

Ein Grund dafür ist die Protagonistin, ihre Krankheit wird nicht konsequent dargestellt. Große Probleme bereitet ihr z. B., dass sie alles wörtlich nimmt und daher von Phrasen wie „mausetot“ oder „stinkt zum Himmel“ verwirrt wird, selbst aber ständig von den „Bullen“ spricht oder einen Bekannten fragt, ob sein Herzschrittmacher „spinnt“ … Da hat nicht nur die Autorin sondern auch das Lektorat nicht aufgepasst. Apropos „Bullen“: Dieser Begriff wird hier regelrecht inflationär verwendet, gefühlt auf jeder Seite, das mag für die jungen Leute passen, wenn jedoch ein seriöser Geschäftsmann, Antiquitätenhändler, so spricht, dann passt es nicht mehr. Insgesamt erscheint mir die Sprache zu flapsig, zu sehr auf jugendlich getrimmt, teilweise zu vulgär.

Sehr viel gravierender für mich ist jedoch, dass ich mir sehr schnell alles übertrieben und wenig authentisch vorkam. Der Täter, Jazzs Reaktionen, das Handeln der Personen, die Inkompetenz der Polizei, die Hintergründe … Ich war beim Lesen schnell genervt, mein Lesespaß schwand. Sehr unangenehm empfand ich das Vorgehen des „ermittelnden“ Polizisten Joshua Manser, dessen Handeln durchgehend derart unprofessionell ist, dass sich einem die Haare sträuben. Dass dann noch eine Liebesgeschichte konstruiert wird, setzt für mich dem Ganzen noch die Krone auf ...

Erzählt wird in vielen kurzen Kapiteln, mit Perspektivewechseln zwischen Jazz und dem Täter. Die Auflösung war für mich keine Überraschung, ich konnte sie schon recht früh ahnen. Spannend empfand ich den Roman leider auch nicht, was aber möglicherweise daran liegt, dass ich mich zunehmend geärgert habe.

Ich vergebe 2,5 Sterne. Schade, denn allein, dass eine so außergewöhnliche Protagonistin gewählt wurde, hätte dem Roman viel geben können, leider wurde das verschenkt. Empfehlen möchte ich den Roman daher auch nicht.