Rezension

Spannung und Gänsehauteffekt

Blind Walk - Patricia Schröder

Blind Walk
von Patricia Schröder

Eine gut konstruierte Story mit Mystery und Spannung, die nicht nur jugendliche Leserinnen und Leser durch die Seiten treibt.

Lida hat ihren Freund Jesper überredet, sie mit auf ein organisiertes Waldabenteuer mitzunehmen. Dabei geht es darum, mit fünf anderen Teilnehmern eine Woche in einer unbekannten Wildnis zurechtzukommen und in die Zivilisation zurück zu finden. Doch alles gerät aus dem Ruder, es scheint ein Plan zu existieren, die Gruppe ins Verderben zu schicken.

Zur gleichen Zeit liegt Sten im Koma auf der Intensivstation. Er stellt fest, dass es ihm möglich ist, seinen Körper zu verlassen. Durch das an die Klinik angrenzende Moor gelangt er in ein Waldgebiet und trifft auf die jungen Leute, die inzwischen in einer verwzeifelten Lage stecken.

Patricia Schröder liefert hier einen hochgradig packenden Jugendthriller. Die Spannung baut sich sehr schnell auf und bleibt lange auf einem Level, das kaum Zeit zum Atmen lässt. Lediglich im zweiten Teil stellt sich handlungsbedingt eine Bedrückung ein, alles verlangsamt sich; so also fühlt sich totale Hilflosigkeit an. Doch dann, im dritten Teil, nimmt die Geschichte wieder an Fahrt auf und rast geradewegs in ein aufwühlendes Finale hinein.

Die siebzehjährige Lida erzählt aus ihrer Sicht ein Abenteuer, bei dem es um Leben und Tod geht. All ihre Intelligenz, all ihr Mut sind gefordert. Zum Glück hat sie von beidem eine ganze Menge. Sie beobachtet, zieht ihre Schlüsse, lässt an ihren Gedanken und Ängsten unmittelbar teilhaben. Die Rollen der anderen Abenteurer bleiben vorerst diffus, einige sind mit recht gruppenuntauglichen Eigenschaften ausgestattet. Sie bleiben undurchschaubar, und entsprechend gering ist das Vertrauen untereinander. Das sorgt, insbesondere in Situationen, in denen die Gruppe auf einen Zusammenhalt angewiesen ist, für immensen Nervenverbrauch. Parallel entwickelt sich ein zweiter Erzählstrang, geschildert aus Stens Perspektive. Beiden Protagonisten gelingt es auf Anhieb, sich die Sympathien der Leser zu sichern. 

Der Thrill entsteht durch die explosive Personenkombination,  die akuten Gefahren, denen sich die Gruppe ausgesetzt sieht, und dem Ungewissen, das ganz offenbar im Hintergrund die Fäden zieht, ohne dass zunächst auch nur ansatzweise eine Idee entsteht, welche Beweggründe dahinter stecken könnten. Angereichert wird der Roman mit Aspekten aus dem Mysteriygenre. Das Befremdliche daran ist aber rasch überwunden, schnell begibt man sich an die Seite eines Unsichtbaren, erlebt seine Körperlosigkeit und bangt um sein fragiles Dasein. 

Ein unglaublich fesselndes Jugendbuch mit Gänsehauteffekt, bei dem von all den übernatürlichen Ereignissen sich letzten Endes etliche in die Nähe zwar fiktiver, aber durchaus nicht abwegiger Erklärungen verschieben.