Rezension

Den Sommer lesend erleben

Der große Sommer
von Ewald Arenz

Bewertet mit 5 Sternen

Einmal zurückreisen in eine unbeschwerte Jugend. Romantisch, witzig und sehr lehrreich. Ein wunderbarer Roman.

Ich kann gar nicht so genau sagen, warum mich coming-of-age-Geschichten so glücklich machen. Vielleicht, weil mich Menschen und ihre Lebenswege so sehr interessieren. Vielleicht, weil sie oft auch eine Reise in die Kindheit sind und zugleich die Neugierde auf das, was kommt, beinhalten.
„Der große Sommer“ von Ewald Arenz ist jedenfalls so ein Roman, der mich beseelt zurücklässt.
Wir befinden uns am Anfang der 80er Jahre und lernen den 16-jährigen Friedrich kennen. Dieser verbringt die Sommerferien nicht mit seiner Großfamilie, sondern bei seinen Großeltern. Bei ihnen soll er sich auf die Nachprüfungen vorbereiten, um nicht erneut sitzen zu bleiben. Es ist seine letzte Chance auf einen Schulabschluss.
Doch Friedrich lernt in dieser Zeit nicht nur Latein und Mathematik, sondern vor allem etwas über und für das Leben. Freundschaften und die erste große Liebe meistert er mit Höhen und Tiefen ebenso wie sich seiner Angst im Schwimmbad vom Zehner zu springen. Und obwohl ihn stets die Unruhe treibt und er allerlei Flausen im Kopf hat, gelingt es ihm, im Labor des Großvaters lebende Zellen unter dem Mikroskop zu zählen und sich so etwas dazuzuverdienen.
Es ist eine Freude, den immer wieder selbstzweifelnden Protagonisten lang zu begleiten und zu beobachten, wie er in sich wächst. Die Lebenserfahrungen seiner Großeltern tragen einen großen Teil dazu bei. Diese Entwicklung spiegelt sich auch ganz wunderbar in der poetischen Sprache wider. Sie verdeutlicht sehr gut diesen Übergang von der Leichtigkeit der Jugend hin zum Ernst des Erwachsenwerdens. Es gibt so herrliche Passagen, in denen man einfach Lachen muss, weil sie vom Autor so treffsicher formuliert werden. Und dann gibt es die nachdenklichen Anteile und schwierigen Themen, die das Gegenstück, oder vielmehr eine Ergänzung bilden.
Friedrich, nein, Frieder ist mir ans Herz gewachsen und ich hatte während des Lesens das Gefühl, selbst meinen Sommer bei den Großeltern zu verbringen. Eine wohlige, unterhaltsame Geschichte mit einer gewissen Tiefe, schön und vor allem so greifbar geschrieben. Gewiss nicht mein letztes Buch von Ewald Arenz und daher eine klare Leseempfehlung!