Rezension

Wir schwimmen. Wir lieben. Wir lernen.

Der große Sommer
von Ewald Arenz

Bewertet mit 3 Sternen

Ich müsste noch einen Roman von Celia Ahern lesen- dänn hätte ich die maßgeblichen lieblichen Unterhaltungsautoren wieder durch.

Der 17jährige (oder so) Frieder Schäfer hat die verträumte Art seines Vaters geerbt. Obwohl nicht dumm, kriegt er es nicht geregelt, sich in den Schulstunden nicht ablenken zu lassen und fällt durch die Latein- und Matheprüfung. Deshalb stehen in den Sommerferien ein Lernprogramm und danach Nachprüfungen an. 

Der Kommentar: 
In gefälliger Schreibweise stellt uns Ewald Arenz seinen Protagonisten vor, der der Älteste einer sehr charmanten Großfamilie ist. Leider schickt er die lustige Familie, für die ich mich durchaus interessiert hätte, alsbald in den Urlaub, nur seine Schwester Alma bleibt mit ihm zuhause. Alma hat schönere Brüste als seine Flamme Beate, in die Frieder sich alsbald heftigst verschießt, das erstere eine wichtige Tatsache, die der Autor uns natürlich nicht unterschlagen möchte. 

Der Charme des Romans liegt in seiner leichten Schreibweise und in seinen Themen. Da wäre zum einen das Zeitkolorit, man ist in den 1970er Jahren. Da kann man sich in Erinnerungen fallen lassen. Und der Autor macht das gut, nicht zu viel und nicht zu wenig. Ganz anders als Benedict Wells („Hard Land“), der es totaaal übertrieben hat mit dem 80er Feeling. Das Thema Wasser kommt in der heißen Jahreszeit immer gut, aber vor allem punktet Ewald Arenz mit Großvatern. Obwohl Walther Schäfer, Professor für Bakteriologie, also Mediziner ist, ein echter Akademiker alten Schlags, weist er doch große Ähnlichkeiten mit dem Alp-Öhi der Heidi von Johanna Spyri auf: Rauhe Schale, weicher Kern. Das ist so herrlich altbacken! Ich mag das. Aber es ist trotzdem der Kitsch von gestern.

Die Schwäche des Romans liegt in seinen Übertreibungen. Da muss gleich eine Psychose her, um einen Konflikt unter Freunden zu kreieren. Die Romane von Ewald Arenz sind sowie so Geschmacksache. Die Community ist gespalten. In der Kategorie leichte Unterhaltung hat er die Nase vorn. Mir sind seine Romane einfach zu übertrieben und zu kitschig. „Der große Sommer“ hat mir immerhin schon besser gefallen als seinerzeit „Ein Lied über der Stadt". Aber einen dritten Roman von ihm brauche ich nicht.  

Fazit: Der große Sommer ist ein leicht zu lesender, vielleicht ein wenig zu ausufernder Roman über eine erste Liebe und einen Alp-Öhi, der diesmal halt intellektuell rüberkommt. Das muss man mögen. Das kann man lesen. Man kann in Erinnerungen schwelgen. Aber das wars dann auch. Ach, hab ich schon erwähnt, dass Frieder ein Tagebuch findet? Als das Tagebuch auftaucht, bin ich einen Moment lang versucht, das Buch ganz wegzulegen. But. It‘ s sommertime. 

Kategorie: Leichte Muse
Verlag: DuMont, 2021

Kommentare

gst kommentierte am 31. Mai 2021 um 17:34

So einen Alp-Öhi wünscht sich doch jeder - oder etwa nicht? Ein LIed über der Stadt hat mir mal gut gefallen, aber das ist schon sehr lange her. Vom "Teezauberer" war ich enttäuscht und ich denke auch, drei Bücher von ihm genügen.