Rezension

Der Titel ist Programm

Eskalation -

Eskalation
von Nora Benrath

Bewertet mit 4 Sternen

Der Titel ist wörtlich zu nehmen. Es beginnt mit einem Anruf, während einer Autofahrt. Dina Martin muss tun, was der Anrufer ihr sagt. Sie darf nicht anhalten, sonst würde die Situation eskalieren. Man fragt sich, warum und was mit ihr passieren wird, als es ungewollt zum Stillstand kommt. Wer einen Thriller wie den Film „Speed“ erwartet, irrt, denn das anfängliche Szenario findet schnell ein dramatisches Ende. Polizeiliche Ermittlungen werden aufgenommen, der Fall ist äußerst brisant und die Presse gnadenlos. Der Täter mordet, entführt und gewährt immer wieder Einblicke in sein erschreckendes Denken. Wenn er sein Opfer mit einem „na, na, na“ maßregelt, dann bekommt man schon eine Gänsehaut. Die Tortur der Opfer wird eindringlich und packend beschrieben. Immer wieder gibt es einen erzählerischen Sichtwechsel, der gekonnt gewählt wird, weshalb man einen vielfältigen Eindruck von den Ermittlungen erhält, der Pressearbeit, den Opfern und Angehörigen und dem Täter. Durch diese vielen Sichtweisen kam die Ermittlungsarbeit leider etwas kurz. 

Ich habe „Eskalation“ als gelungenen Debütroman wahrgenommen, der unterhält und mit Spannung zu überzeugen weiß. Besonders das abschließende Plädoyer der Verteidigung als Romanausklang fand ich als Idee gelungen. Lose Fäden wurden miteinander verknüpft, abschließende Worte schlugen einen runden Bogen. Es kam mir allerdings etwas konstruiert vor, um den Leser oder die Leserin möglichst das ganze Buch über im Dunkeln tappen zu lassen, wer der Täter ist. Deswegen würde ich den Thriller zwar gut bewerten, aber im Vergleich mit anderen Thriller, die mich mehr gepackt haben, verpasst man in meinen Augen auch nichts, wenn man ihn nicht liest.