Rezension

Ein atmosphärischer Lesegenuss mit tollen Charakteren und einem klugen Plot

The Diviners - Aller Anfang ist böse - Libba Bray

The Diviners - Aller Anfang ist böse
von Libba Bray

*Worum geht's?*
Evie O'Neill wird nach einem unglücklichen Zwischenfall von ihren Eltern aus der Kleinstadt in das aufregende New York verbannt. Dabei ahnen sie gar nicht, was für einen Gefallen sie ihrer abenteuerlustigen Tochter damit tun! Die genießt in Manhattan nämlich das Partyleben in vollen Zügen – bis plötzlich ein brutaler Mörder die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Ausgerechnet Evies Onkel, den Direktor des Museums für Amerikanisches Volkstum, Aberglauben und Okkultes, bittet die Polizei um Hilfe. Auch wenn dieser gar nichts davon hält, mischt sich Evie in die Untersuchungen ein. Denn sie verfügt über eine geheime Gabe, die es ihr erlaubt, Geheimnisse aus Gegenständen herauszulesen. Evie hat schon bald erste Spuren, die sie zum Mörder führen könnten…

*Meine Meinung:*
Lust auf einen stimmungsvollen Roman, der einen so tief in die Geschichte abtauchen lässt, dass man vor Schreck selbst das Atmen vergisst? Oder auf eine Geschichte, die authentische und einzigartige Charaktere bereit hält und diese noch bis an ihre Grenzen treibt? „The Diviners – Aller Anfang ist böse“ ist ein Roman, ein Auftakt einer Reihe, der all das in sich vereint. Viele wird das Buch sicherlich allein durch den Seitenumfang abschrecken: Mit 700 Seiten hat man hier definitiv einen dicken Schmöker vor sich. Aber ich kann euch versichern: Wenn ihr auf atmosphärische Geschichten steht, werdet ihr euch wünschen, dass der erste Band der „Diviniers“ noch einige Seiten mehr zwischen seinen Deckeln hätte!

Frech, vorlaut und aufmüpfig: Protagonistin Evie ist nicht die anständige Vorzeigetochter, die ihre Eltern sich wünschen würden. Ihr großes Selbstbewusstsein und ihre Art, schneller zu plappern als zu denken, bringen sie häufig in Schwierigkeiten. Daran stört sich die tollkühne und gewitzte Evie aber nicht: Sie liebt das Abenteuer und stellt sich mutig und neugierig jeder Herausforderung. Sie weiß genau, was sie will, und setzt sich für ihre Ziele ein. Evie eckt mit ihrem frechen Charakter sicherlich an, mich allerdings konnte sie schnell für sich begeistern. Auf so eine starke und selbstbewusste Protagonistin trifft man viel zu selten!

Die Atmosphäre des Romans hat mich verzaubert und fasziniert. Libba Bray hat „The Diviners – Aller Anfang ist böse“ nämlich in einer ganz besonderen Zeit spielen lassen: in den goldenen 20ern streift man gemeinsam mit Evie durch das aufregende Manhattan. Dieses geniale Setting beschreibt Libba Bray mit solch einem bildhaften und detailreichen Schreibstil, dass man sich selbst so fühlt, als wäre man in der Zeit zurückgereist. Wer „The Great Gatsby“ kennt und liebt, wird sich zwischen diesen Buchdeckeln pudelwohl fühlen – und schon nach wenigen Kapiteln das Bedürfnis verspüren, mit den Charakteren zur mitreißenden Musik Charleston zu tanzen!

Neben der tollen Atmosphäre des Settings spielt auch die Stimmung der Handlung eine entscheidende Rolle für den Eindruck, den der Roman bei seinen Lesern erweckt. Die Mischung aus mysteriöser Fantasy und blutigen Krimi-Elementen sorgt für pure Spannung. Man kann das Böse, das auf die Charaktere wartet, förmlich durch die Seiten spüren! Da Libba Bray mit vielen Perspektivwechseln arbeitet und dabei so manches Mal auch den schaurigen Antagonisten beleuchtet, weiß man schon viel früher als Evie und ihre Freunde, wer oder was hinter den grausigen Ereignissen steckt. Dies tut der Spannung allerdings keinen Abbruch – im Gegenteil! Wie oft habe ich mich dabei erwischt, in die Geschichte eintauchen zu wollen, um die Charaktere zu warnen!

Ich muss zugeben, dass ich von Evie als Charakter so angetan war, dass ich den anderen Figuren nicht die Aufmerksamkeit geschenkt habe, die sie verdient hätten. Dabei hat die Autorin in „The Diviners – Aller Anfang ist böse“ wirklich eine gelungene Mischung an Personen zusammengetragen! Jeder einzelne von ihnen ist einzigartig, hat seine eigene Geschichte zu erzählen, seine eigenen Päckchen zu tragen und seine eigenen Geheimnisse zu hüten. Die Nebencharaktere sind so facettenreich wie unterschiedlich und es hat zweifelsohne großen Spaß gemacht, sie alle kennenzulernen – auch wenn Evie ihnen allen die Show gestohlen hat.

Ganz ohne Kritik habe ich den Auftakt der „Diviners“-Reihe jedoch nicht zugeschlagen. Einige Andeutungen auf die weitere Entwicklung der Reihe bereiten mir bereits jetzt leichte Bauchschmerzen. Auch das „große Finale“ wurde dem Rest der Geschichte meines Erachtens nach nicht gerecht und selbst Evie zeigt zum Schluss Charakterzüge, die ihr in der Fortsetzung definitiv den Platz in meinem Leserherzen kosten könnten. Fakt für diesen Band ist jedoch: „The Diviners – Aller Anfang ist böse“ ist ein gelungener Einstieg in eine Reihe, die ich gerne weiterverfolgen werde. Und ich hoffe sehr, dass ich dies nach dem zweiten Band ebenso behaupten werde!

*Fazit:*
„The Diviners – Aller Anfang ist böse“ von Libba Bray ist ein Reihenauftakt, der sich vor allem durch seine düstere Stimmung definieren lässt. Für Leser wie mich, die sich gerne in atmosphärischen Geschichten verlieren, entpuppt sich der Roman als wahrer Lesegenuss. Wer jedoch lineare Geschichten bevorzugt, die mit situativer statt stimmungsvoller Spannung arbeiten, wird mit dem dicken Wälzer vielleicht doch seine Probleme haben. Libba Bray hat viele Nebenhandlungen in ihren neuen Auftakt eingeflochten, die die individuellen Charaktere genauer vorstellt und ihnen eine gewisse Tiefe verleiht, den roten Faden der Handlung dabei so manches Mal aber auch bewusst ignorieren. Mir hat „The Diviners – Aller Anfang ist böse“ sehr gut gefallen und ich kann jedem nur empfehlen: Probiert es aus und lasst euch nicht von den vielen Seiten abschrecken! Ich vergebe 4 Lurche.