Rezension

Eine Reise ins New York der 20er-Jahre

The Diviners - Aller Anfang ist böse - Libba Bray

The Diviners - Aller Anfang ist böse
von Libba Bray

Die Story: Evie O'Neil wird von ihren Eltern zu ihrem Onkel nach New York geschickt. Dort sieht die 17-jährige ihre Chance endlich etwas zu erleben und sich im Glanz und Glamour der Stadt zu verlieren. Doch keiner hat mit den grausamen Ritualmorden gerechnet, die die Straßen New Yorks kurz darauf erschüttern. Bald sieht Evie nur eine Möglichkeit bei den Ermittlungen zu helfen, und damit ihr größtes Geheimnis preiszugeben: sie verfügt über besondere Fähigkeiten.

Auf den Punkt gebracht: Eine atmosphärische, gruselige Story, die die zwanziger Jahre wieder zum Leben erweckt.

In mehr Worten:

"In einem vornehmen Stadthaus in der gefragten Upper East Side von Manhatten herrscht Festbeleuchtung."

Ihre unbedachte Art ist der Grund, warum Hauptcharakter Evie zu Beginn des Buches bei ihrem Onkel, dem Museumsbesitzer Will, landet. Sie ist vorlaut, egoistisch und handelt manchmal zu impulsiv. Man sollte meinen, dass diese Charaktereigenschaften sie mir unsympathisch gemacht haben, aber im Gegenteil, denn ihnen gegenüber steht Evies Mut und ihre Bereitschaft für Gerechtigkeit und für das Gute in der Welt einzustehen. Ich war nicht immer mit ihren Handlungen einverstanden, habe mich ab und an aufgeregt, weil Evie wieder nur an sich gedacht hat, und trotzdem mochte ich sie richtig gern. Sie hat Ecken und Kanten und einen Charakter, den ich über die Seiten hinaus spüren konnte.

Ihr Onkel Will ist dagegen schwieriger zu fassen als seine Nichte, behält er doch einiges für sich. Es ist schnell klar, dass der Mann Geheimnisse hat. Die Frage ist, wie weitreichend diese noch für die Geschichte sein werden und welche Konsequenzen sein verschwiegenes Verhalten noch nach sich ziehen wird.

Neben diesen beiden spielen noch weitere Personen eine Rolle. Zu Evies näherem Umfeld zählen Schlitzohr Sam, der in diesem Band zwar noch etwas blass bleibt, jedoch liegt ein unglaubliches Potenzial in seinem Charakter. Zudem gehören die scharfzüngigen Dialoge zwischen ihm und Evie definitiv zu den Highlights der Story. Die beiden sprühen in ihren gemeinsamen Szenen vor Lebendigkeit und sorgen stets für gute Unterhaltung.

Dagegen ist der ruhige Jericho, der bei Evies Onkel untergekommen ist, ein wandelndes Rätsel. Was in ihm vorgeht, erschließt sich dem Leser erst nach und nach, doch er bietet einen schönen Ruhepol zu der quirligen Evie und dem angeberischen Sam.

Der Cast ist relativ groß und neben Evie, ihrem Onkel Will, Jericho und Sam, tauchen noch andere Figuren auf, bei denen man sich nur fragen kann, wie wichtig sie in den weiteren Bänden werden. Nicht nur Evi verfügt über eine besondere Gabe, und es gibt mehr Diviner als ihr zunächst klar ist. Als Leserin bin ich sehr gespannt, wann und wie sie alle voneinander erfahren werden.

Die Charaktere haben mir wirklich gut gefallen, aber was diese Story meiner Meinung richtig ausmacht, ist die Art wie Libba Bray diese Zeit zum Leben erweckt. Wie sie mit gezielten Worten die Geräusche, Gerüche, das Flair, aber auch die Angst und Unsicherheit des Amerikas der Zwanziger einfängt, ist meiner Meinung genial. Es gibt Passagen in diesem Buch, in denen ich mich regelrecht auf die Straßen New Yorks versetzt fühlte, mit Evie und den anderen auf der Suche nach dem Mörder war und dabei das Klackern ihrer Absätze auf dem Asphalt hörte, oder mir die schillernden Shows der Clubs vor dem inneren Auge vorbeiflimmerten. Man merkt, dass hier sehr viel Recherche betrieben wurde, was sich letztendlich positiv in der Geschichte niederschlägt. Hinzu kommt, dass Bray nicht nur die Glanzseiten präsentiert, sondern auch ernstere Töne in ihre Arbeit einfließen lässt. Denn auch wenn diese Zeit glamourös und für Träumer wie geschaffen zu sein schien, war sie trotzdem geprägt von Rassismus und Vorurteilen, der Gier der Menschen nach Aufmerksamkeit und Ruhm und dem Wunsch nach dem schnellen Geld. Auch das lässt sich in The Diviners finden.
Unglaublich gelungen ist ebenfalls die Atmosphäre, die mit der bildhaften Sprache und dem Antagonisten Naughty John (ist dieser Typ creepy!) Hand in Hand geht. Selten hatte ich beim Lesen eines Buches derart oft Gänsehaut, raste mein Herz, während der spannendsten Stellen, weil ich so stark mitfieberte. Großartig.

Fazit:
The Diviners - Aller Anfang ist böse bietet von interessanten Charakteren, über eine spannende Story bis hin zu einer gruseligen Atmosphäre, alles, was eine fesselnde Geschichte ausmacht. Gerne mehr davon!