Rezension

Gruselig-poetisch

The Diviners - Aller Anfang ist böse - Libba Bray

The Diviners - Aller Anfang ist böse
von Libba Bray

Bewertet mit 5 Sternen

Selten habe ich mich in den letzten Jahren so gegruselt wie bei diesem Buch.
Wortgewaltig beschwört Libba Bray Situationen, Bilder, Geschehnisse auf, die dem Kopfkino Bilder und Gefühle liefern, die sehr intensiv sind.
Dabei geht es oft weniger um die eigentliche Handlung, vielmehr um Stimmung. Denn mal ehrlich, um Horror zu spüren, braucht es nicht literweise Blut, sondern Stimmung. Schatten, ein Luftzug, eine Bewegung im Augenwinkel finde ich sehr viel gruseliger, als abgetrennte Köpfe und billige Effekthascherei. Meine Meinung.

Die Protagonisten finde ich stimmig und interessant, ich möchte einfach mehr von ihnen erfahren, so offen bleiben viele Fäden. Ja, leider ist dies nur der Auftakt einer Reihe oder Trilogie oder was auch immer.

Stilistisch finde ich die Parallelität der Ereignisse, die oft durch häufige Szenewechsel greifbar werden, sehr interessant und eindringlich. Schließlich ist es ja nicht so, dass, während einer Person etwas geschieht, alle anderen in ihrem Kämmerlein sitzen und Däumchen drehen. Hier erzählt Libba Bray einfach sehr dicht, was mir Freunde gemacht hat. Ansonsten ist der Erzählstil solide und erlaubt sich nur hin und wieder eine wunderschöne Poesie.

Leider kann ich das Buch nicht genau in ein Genre einordnen, würde es aber keinesfalls als Jugendbuch bezeichnen, dazu ist es mir zu brutal.

Was mich richtig fasziniert hat war der Blick in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, die Konflikte zwischen Traditionen und Fortschritt, der Aufbruch in neues Denken, das Aufbegehren gegen Althergebrachtes und der Auseinandersetzung mit dem 1. Weltkrieg. Hier ist unerwartet viel Tiefe.

Fazit?
Ein faszinierendes Buch, das mehr hält, als es auf den ersten Blick verspricht.