Rezension

Einmal in die Zwanziger bitte

The Diviners - Aller Anfang ist böse - Libba Bray

The Diviners - Aller Anfang ist böse
von Libba Bray

Erster Satz
"In einem vornehmen Stadthaus in der gefragten Upper East Side
von Manhattan herrscht Festbeleuchtung."
      
Gestaltung
Das Cover der deutschen Ausgabe weicht stark von den zwei Versionen des Originals ab,
allerdings gefällt mir das ganz gut.
Es erinnert mit seinen goldenen Ornamenten stark an das Film-Cover von "The Great Gatsby" und
 machte für mich sofort klar, dass das Buch in den Zwanzigern spielen muss.
Die angedeutete Lady ist vermutlich Evie,
denn sowohl Haarfarbe als auch der Flapper-Kleidungstil passen.
Durch die kühle Farbgestaltung und die mysteriöse Karte in Evies Hand
wird der Mystery-Teil der Geschichte dargestellt.
Insgesamt ist das Cover wirklich genial und wer auch immer es designed hat:
Ganz großes Lob.
Allein für das Cover lohnt es sich das Buch im Regal zu haben.
Im Inneren des Buches wurde die Gestaltung in Form der Überschriften fortgesetzt,
so das dieses typische Zwanziger-Gefühl bestehen bleibt.
Schön fand ich auch, dass die Kapitel jeweils einen Titel haben,
wodurch man schon erahnen kann, was passiert, aber nie ganz sicher sein kann.
Insgesamt eine gelungene Gestaltung, welche das Thema des Buches würdigt.

Meine Meinung
"Aller Anfang ist böse" entführt den Leser direkt in die Roaring Twenties.
Durch einen einzigartigen Schreibstil kann Libba Bray mitten in der Szene die Perspektive wechseln ohne das man daran Anstoß nehmen könnte.
Des Weiteren merkt man nicht nur allein am Nachwort, dass die Autorin gut recherchiert hat, denn es kam auch vieles vor, was ich aus meiner "American Survey of Literature and Culture"-Vorlesung kannte.
Aber nicht der bloße Input der historsichen Gegebenheiten lässt die Welt so real wirken.
Nein, es ist mehr das gekonnte einflechten in den Handlungsstrang.
Neben der im Klappentext erwähnten Evie, beziehungsweise Evangeline, strotzt das
 rund 700 Seiten starke Werk vor interessanten Charakteren.
Neben Memphis, einem jungen Schwarzen, welcher im nicht ganz legalen Wettgeschäft sein Geld macht, dessen wahren Leidenschaft aber das Schreiben von Gedichten ist, gibt es zum Beispiel noch die exentrische Theta, die Sozialisten-Tochter Mabel, den Gauner Sam und
Professor Will mit seinem "Mitbewohner" und Ziehsohn Jericho.
Am meisten in ihren Bann konnte mich Theta ziehen. Das Mysteriöse, was sie umgibt und die spätere Auflösung ihrere Geschichte, macht sie mir so unheimlich sympathisch und lässt sie nicht gekünstelt wirken.
Mit Evie hatte ich anfangs meines Schwierigkeiten, ebenso mit Jericho, doch auf Dauer fand ich die beiden eigentlich ganz nett, aber meine Lieblingscharaktere werden sie nicht...vielleicht sind sie einfach zu sehr Gutmensch.
Nicht zu vergessen sind die kleineren Nebencharaktere wie zum Beispiel
 der Blinde Bill, Tante Octavia, T.S. Woodhouse und Memphis' kleiner Bruder Isaiah.
Diese geben durch ihre wiederholten Auftritte dem Buch eine gewisse Tiefe
 und tragen auch wesentlich zum Plot bei.
Des Weiteren machen sie zum Teil auch eine gewisse Charakterentwicklung durch,
welche man von den wenigstens Nebencharakteren kennt.
Auch wenn mich die Geschichte fesseln konnte, so weiß ich noch immer nicht,
was der eigentliche Sinn und Zweck der Diviner ist und was es überhaupt genau mit ihnen auf sich hat.
Man kann zwar vermuten, wer einer ist, aber bisher gab es noch keine wirkliche Zusammenkunft des Ganzen.
Somit wirkt der erste Band eher wie ein langes Vorspiel.
Die Mordfälle fand ich zwar interessant und die Lösung auch nicht ganz vorhersehbar,
aber mich hätten andere Sachen weit mehr interessiert.
Dennoch waren sie nötig um die Geschichte voran zu treiben.

Insgesamt ist "Aller Anfang ist böse" ein gelungener Reihenauftakt,
welcher noch nicht alle Geheimnisse seiner literarischen Welt preisgegeben hat.
Wer also gerne 90 Jahre in die Vergangenheit reisen und dabei einen Mystery-Krimi mit Fantasytouch
in einer historischen Kulisse erleben möchte,
der sollte unbedingt zugreifen und sich nicht von 700 Seiten abschrecken lassen.

Ursprünglich veröffentlicht auf Books on PetrovaFire