Rezension

Eine opulente Geschichte mit einigen Längen

The Diviners - Aller Anfang ist böse - Libba Bray

The Diviners - Aller Anfang ist böse
von Libba Bray

Bewertet mit 2.5 Sternen

New York in den 20er Jahren geprägt von der Prohibition. Die flatterhafte siebzehnjährige Evie O Neill wird wegen ihres schändlichen und unangepassten Benehmens aus ihrer langweiligen Kleinstadt ins schillernde New York verbannt. Was von ihren Eltern als Bestrafung gedacht ist, kommt für Evie wie gerufen. Denn auch hier kann sie sich bestens über die Regeln des guten Benehmens hinwegsetzen und sich nachts in Flüsterkneipen mit Jazzmusik und Alkohol vergnügen. Ihr Onkel, in dessen Obhut sie sich befindet, bekommt von all dem kaum etwas mit. Und wenn dann weiß Evie ihn gekonnt zu bezirzen. Eines Tages erschüttert ein seltsamer Ritualmord die Metropole und ihr Onkel wird als Direktor des Museums für Amerikanisches Volkstum, Aberglauben und Okkultes in die Mordermittlungen miteinbezogen. Zunächst begleitet Evie das Ermittlungsgeschehen mit etwas Abstand um ihre Fähigkeit Gegenständen die intimsten Geheimnisse ihres Besitzers zu entlocken, nicht zu verraten. Im Laufe der Zeit siegt die Neugier über die Vernunft und Evie erlebt die letzten schauderhaften Erinnerungen des Opfers am eigenen Leib …

Flüsterkneipen, in denen man über das landesweite Alkoholverbot hinwegsieht, selbstbewusste flatterhafte Mädchen mit Bobfrisur, in für die damalige Zeit viel zu kurzen schillernden Kleidern, die ungezügelt zu Jazzmusik tanzen. All das symbolisiert für mich die  Goldenen 20er Jahre in den Vereinigten Staaten. Dieses sehr stimmungsvolle Flair jener Zeit hat Libba Bray für ihr neues Jugendbuch „The Diviners – Aller Anfang ist böse“ eingefangen und mit gut recherchierten Fakten, einer innovativen Idee und verschiedenen historischen, Mystery und Thriller Elementen vermischt.

Die Handlung beginnt sehr viel versprechend mit der schillernden Hauptprotagonistin Evie und einem sehr atmosphärischen und aufwendigen Erzählstil. Bray beschreibt auf sehr stimmungsvolle Weise die ersten Schritte in Evies neuem Leben durch New York und vermittelt dem Leser den Charme dieser wunderschönen Metropole und das Flair dieser Zeit. Schnell wird man von einer ganz eigenen Stimmung gefangen genommen und fliegt über die ersten Seiten. Nach einigen sehr unterhaltsamen Passagen gerät der Lesefluss etwas ins Stocken, weil Evies Szenen immer wieder unterbrochen werden von neuen Handlungssträngen, die die Autorin nutzt, um weitere Figuren einzubauen. Diese neuen Charaktere werden sehr detailreich beschrieben und opulent in die fortlaufende Geschichte eingeführt. Und so wird der Leser immer wieder aus dem laufenden Geschehen gerissen und mit sehr ausschweifenden Beschreibungen traktiert. Dadurch bleibt wenig Raum für die spannenden Ereignisse um den Ritualmord. Der Charme und das Flair dieses Romans, die mich über einige Kapitel begleitet haben verblassen mit der Zeit, und mit ihnen mein Verlangen weiter zu lesen.

Auch wenn Libba Bray sehr viele literarische Figuren mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und zahllose Handlungsstränge mit ihrer Geschichte verwoben hat, spielt sich Evie immer wieder in den Vordergrund der Handlung. Sehr zum Vorteil der Leser, denn alle anderen Figuren werden zwar ausführlich beschrieben, bleiben aber starr und wirken längst nicht so lebendig wie Evie. Darüber hinaus haben fast alle Figuren auf emotionaler Ebene sehr wenig zu bieten.