Rezension

Emotionales Meisterwerk

Wie die Ruhe vor dem Sturm - Brittainy C. Cherry

Wie die Ruhe vor dem Sturm
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 5 Sternen

Von meinem ersten Brittainy C. Cherry-Buch wurde ich nicht enttäuscht.

Es ist wie auf einer Achterbahn der Gefühle als man über die Teenager Grey & Eleanor liest und darüber, wie ihre Jugendliebe erwacht. Gemeinsam überbrücken ihre Seelen jeglichen Kummer und sie helfen sich gegenseitig den Schmerz zu verarbeiten. Besonders die junge Ellie nimmt der Verlust einer ihr wichtigen Person die Luft zum atmen weg. Nur einer bleibt dabei die ganze Zeit an ihrer Seite und steht ihr bei. Aus der Jugendliebe wird der beste Freund und schließlich geht das Leben für Beide weiter.

Als sich die Zwei das nächste Mal wiedersehen, wurde Greyson's strahlende Lächeln jedoch durch eine vollkommen emotionslos Maske ersetzt. Den Jungen von früher gibt es scheinbar nicht mehr, sondern nur noch diesen wortkagen Workaholic. Doch auch für die unveränderte Eleanor muss das Leben weitergehen. So tritt sie die Stelle als Nanny in der East Familie an und kümmert sie nun, um die Töchter ihrer alten Schulliebe. Sie merkt, dass nicht nur aus Greyson die Wärme verschwunden ist, sondern das es in seiner ganzen Familie und seinem Zuhause kein Licht mehr gibt. Welchen Schmerz musste Grey ertragen, dass es so weit kommen konnte? Eleanor soll sich jedenfalls auf Distanz zu ihm halten und sich nur professionell um seine Kinder kümmern. Dabei ist sie ihm doch noch all das von damals schuldig...

Mit einer Rückblende zur jungen Ellie und Grey schafft Cherry den perfekten Einstieg ins Buch und man erlebt ihre Veränderung ins Erwachsendasein mit. So erst kann man wirklich erfassen, wie das Leben für die Zwei weiterging, was sich änderte und was ihre gemeinsame Vergangenheit aus ihnen gemacht hat.
Beim Lesen dieser Zeilen war der Schreibstil so angenehm und in einer so rührender Ausdrucksweise verfasst, dass man nicht anders konnte als immer weiterzulesen. Ein richtig emotionsgeladener Pageturner voll Drama und Nostalgie. Wobei, richtig stachen vorallem die unterschiedlichen Charaktere und ihr Dasein raus.

Unsere Protagonistin Ellie hat einen so reines Gemüt. Wirklich viel hat sich bei ihr über die Jahre hinweg nicht verändert, denn das brauchte sie auch gar nicht. Vorneherein ist dieser introvertierte Hufflepuff nämlich aufmerksam und hilfsbereit, wenn es darum geht den Kummer in anderer Augen zu sehen. Aus eigener Erfahrung weiß sie nämlich, wie viel man in sich reinfressen kann und immer weiter innerlich zerfällt, wenn niemand einen rettet. Und so fasst sie bald einen Plan der vom Schmerz geprägten Familie East zu helfen und sie Schritt für Schritt wieder ins Leben zu führen.

Mit dabei ist die liebevolle Granny Claire, die fantasiereiche Vorschülerin Lorelai (der wohl letzte Sonnenstrahl der Familie) und die verstümmte Teenagerin Karla. Vorallem letztere haben es wegen ihres Alters besonders schwer mit der Situation im Hause klar zukommen. Karla zeigt sich zunächst gar nicht kooperativ, sondern drängt jeden, besonders Ellie von sich und sorgt für viel Ärger. Da ihr aber so viel auf der Seele liegt, kann man sie schon nachvollziehen und ihr verzeihen. Das Lorelai einfach nur eine zuckersüße Glittzerfee ist, darüber muss man gar nicht erst nachdenken. Nur ihr stets beschäftigte Vater kann die Kleine traurig machen.

Und so kommen wir schließlich wohl zur Schlüsselfigur des Ganzen. Greyson East hat schon in seiner Jugend einiges durchmachen müssen, aber selbst seine Rabeneltern konnten den Jungen nicht brechen. Aber nach dieser einen Person weiß selbst der einst lebensfrohe Mann nicht mehr, wie man atmet oder gar lebt. Erst Ellie kann ihn an seine Probleme führen und ihm die Augen öffnen. Oder nicht? Wo nichts kaputt ist, muss man ja auch nichts reparieren.

Ich will mir gar nicht anmaßen verstehen zu können, was alles in ihm vorging und womit er erst alles fertig werden musste. Und genau das macht ihn zu einem so vielschichtigen Charakter deren Entwicklung man mitverfolgen MUSS. Die Beziehungen zwischen den Charakteren sind so komplex aufgebaut und verstrickt, doch auch wenn man nur aus Eleanor's und Grey's Sicht liest, erfährt und fühlt man doch so viel von allen Familienmitgliedern.

Ein wahres Meisterwerk, voll kleiner Gesten und Szenen, die einem zum Mitfühlen, Weinen oder Lachen bringen. Für mich ist es kein Jahreshighlight, aber definitiv ein Buch zu dem ich wieder greifen werde, wenn es mir selbst einmal schlecht geht oder ich einfach wieder Hoffnung brauche.