Rezension

In einem Irrgarten gefangen

Niemand liebt November - Antonia Michaelis

Niemand liebt November
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 4 Sternen

Alles beginnt mit einem Geburtstagskuchen auf dem nur vier Kerzen stecken, zwei zu wenig! November feiert ihren sechsten Geburtstag! Alleine, nur mit "der Katze"! Ihre Eltern sind verschwunden! Elf Jahre später begibt sich die siebzehnjährige November immer noch in Begleitung von "der Katze" auf die Suche nach ihren Eltern! Denn sobald sie sie gefunden hat, wird alles wieder gut… Oder?!

Während ich "Niemand liebt November" gelesen habe, fühlte ich mich wie in einem Irrgarten ausgesetzt… Ständig war ich auf der falschen Fährte, geriet in Sackgassen, wusste nicht mehr weiter: Was kann ich noch glauben und was nicht? Was ist real? Und wo hat die Realität ihre Risse?Und ganz plötzlich wie aus dem Nichts kam eine neue Wendung, eine neue Intensität mit der ich nicht gerechnet hätte und schwups war ich tiefer im Irrgarten verloren. Zum Ende hat die Autorin mich an die Hand genommen und mir mit einer Taschenlampe den Weg aus dem dunklen Labyrinth geleuchtet und als ich draußen angekommen bin war ich sprachlos! Das Buch hat jegliche erdenkliche Gefühlsregung in mir ausgelöst und klingt lange nach! 
Antonia Michaelis spinnt mit ihrem Schreibstil ein ganz feines Netz der Melancholie. Ganz zart wie die Seele einer Siebzehnjährigen, aber zugleich auch unglaublich brutal! Diese Brutalität geboren aus Verletzlichkeit und dem simplen Wunsch geliebt zu werden mit der November nicht nur sich selber begegnet, sondern auch den Menschen in ihrem Umfeld. Besonders begeistert hat mich die Wortakrobatik der Autorin! Sie erschafft neue Wörter, die für so viel stehen, für die man auf Anhieb ein Gespür entwickelt, man verbindet sofort ein Gefühl und eine Empfindung damit (wie ist es zum Beispiel mit "Zeitlöchern"). Anstatt lediglich zu schreiben "sie sagt", denkt sie sich ständig eine andere Formulierung aus! Das hat mir beim Lesen viel Vergnügen bereitet!