Rezension

Rasante Plottwists und eine grausame Wahrheit

Perfect Day -

Perfect Day
von Romy Hausmann

Bewertet mit 5 Sternen

Worum geht’s? Als Anns Vater verhaftet wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Er soll der Schleifenmörder sein, der seit 14 Jahren kleine Mädchen auf grausame Art verschleppt und ermordet. Ann macht sich auf, den wahren Mörder zu finden und die Unschuld ihres Vaters zu beweisen – eine Jagd, bei der sich schreckliche Abgründe auftun.

„Man kann nur verlieren, wenn man versucht, den Sinn im Wahnsinn zu finden“ (eBook: 92 %)

Meine Meinung:

„Perfect Day“ von Romy Hausmann (dtv, Januar 2022) ist ein Thriller, der es in sich hat! Zunächst das Cover: Einfach gehalten und doch so intensiv, dass man direkt nach dem Buch greifen und es öffnen möchte. Dann der Schreibstil: Romy Hausmann erzählt aus unterschiedlichen Sichten. Einmal die Wir-Sicht: Der vermeintliche Täter, der mit den kleinen Mädchen spricht, absolut gruselig. Dann das Interview, das uns langsam immer weiter in das Wieso und Weshalb führt und zuletzt die Geschichte selbst, gespickt mit Metaphern, die so genial wie grausam sind. Die Aufsätze der kleinen Ann, die unterschiedliche Gefühle beschreibt. Schon lange nicht mehr habe ich ein Buch gelesen, das mich allein vom Schriftbild her so fasziniert und gefangen genommen hat!

Ann, sie ist die Hauptprotagonistin. Sie versucht alles, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Einerseits ist sie eine absolute Katastrophe, andererseits eine starke Frau. Ich kann nicht sagen, dass sie mir sympathisch ist. Sie ist eine ganz eigene Person, die aber genauso sein muss. Und sie ist die, die am meisten zu gewinnen hat und am meiste verlieren kann. Ich fand es spannend, ein Buch zu lesen, das nicht nur Täter und Opfer beleuchtet, sondern auch Familienangehörige. Wie grausam muss deren Realität sein! Sie gehen bei dem Ganzen immer irgendwie unter. Dabei leiden sich sicher genauso mit, wenn ihnen die schreckliche Wahrheit bewusst wird. Dann Jakob, der Journalist, der Ann begleitet. Auch er ein sehr authentischer Charakter. Aber am Besten gefallen hat mir wohl die Figur der Nathalie – ihre Darstellung war mehr als genial! Irgendwann hat alleine ihr Namen Gänsehaut verursacht! Ein absoluter Alptraum!

Und von der ersten Seite an waren wir mitten drin in der Geschichte. Allein, wie die Autorin es geschafft hat, von Anfang bis zum großen Finale alles aufzubauen, ständig die Richtung zu wechseln, uns LeserInnen in die Irre zu führen. Dinge, die am Anfang so klar erschienen, waren am Ende ganz anders. Es gab Wendungen ohne Ende. Ich war mitgerissen und hin- und hergerissen. Es war einfach unglaublich! Dann das Krankheitsbild der Alexithymie, bei der ein Mensch keine Gefühle verspüren kann - ich hatte noch nie davon gehört aber es hat so viel erklärt. Es ist das erste Buch, das ich von der Autorin lese und zuvor war mir die Autorin unbekannt. Von daher ist sie für mich in diesem Jahr die erste positive Zufallsüberraschung und hat durchaus das Potenzial, sich zu einer Lieblingsautorin zu entwickeln!

Fazit:

Mit „Perfect Day“ hatte Romy Hausmann mich von der ersten Seite an. Allein der Schreibstil, die Sprünge zwischen den Wir-Kapiteln, den Interviewaufzeichnungen und der eigentlichen Geschichte, das Ganze gespickt mit genialen philosophischen Metaphern, war einfach der Hammer! Ein ganz eigenes Wort-Niveau das absolut mitreißend zu lesen war. Und auch der Fall selbst, es war spannend, es ging unter die Haut, man wusste nicht mehr, was ist richtig und was ist falsch. Die Charaktere, nicht nur Ann, sondern vor allem Nathalie, haben mich begeistert. Absolut kranke und verstörte Bilder, die zugleich total außergewöhnlich, gruselig und faszinierend waren.

5 Sterne von mir und eine absolute Leseempfehlung, die Autorin war für mich persönlich DIE Entdeckung des Jahres!