Rezension

Oft ist die Wahrheit noch viel grausamer und verstörender, als man es sich vorstellen kann

Perfect Day -

Perfect Day
von Romy Hausmann

Bewertet mit 4 Sternen

Was macht einen perfekten Tag aus?
Ein besonderer Moment oder eine Erkenntnis?
Oder vielleicht ein Gespräch?
Vielleicht wird uns aber auch erst später bewusst, was diesen Tag so perfekt gemacht hat. Aber vielleicht war er auch gar nicht so perfekt.
Es ist immer eine Sache der Perspektive.
Nach „Martha schläft“ musste ich unbedingt auch den Thriller von Romy Hausmann lesen.
Nicht ganz so gut wie ihr Vorgänger, aber definitiv lesenswert. Gott, ich habe noch nie so häufig Verdächtige von der Liste gestrichen und wieder zurückgeholt, wie es hier der Fall war.
Ihr Schreibstil ist sehr fesselnd und einnehmend. Die Atmosphäre düster, gehaltvoll und schmerzhaft.
Im Fokus steht hier Ann.
Bei Ann hatte ich immer das Gefühl, sie nicht zu kennen. Kaum kam ich mit ihr ins Reine, wurde wieder alles umgeworfen.
Ann hat definitiv kein leichtes Los. Man spürt richtiggehend wie es in ihr arbeitet. Wie Angst, Verzweiflung und Wut um die Vorherrschaft ringen. Ihre Gebrochenheit, ihre Andersartigkeit, alles da.
Und trotzdem ist da noch etwas anderes in ihr. Das brennt, arbeitet und die unterschiedlichsten Gefühle und Gedanken auslöst.
Obwohl man merkt, wie stark und mutig sie doch ist, hat man Angst, sie schafft es nicht.
Daneben treten noch weitere Charaktere zutage, die in ihrer Art sehr vielschichtig und authentisch sind.
Diese Schicksale haben mich wirklich beschäftigt und nachdenklich gemacht.
Denn alles gibt es hier, perfekt gehört nicht dazu.
Vielleicht ist das, auch das Besondere daran.
Der Einstieg in diese Geschichte fiel mir gar nicht mal so leicht.
Es war leicht verständlich, Spannung blieb jedoch erstmal aus.
Viel spannender fand ich dagegen die Perspektiven. Dadurch tritt auch eine große Komplexität hervor, der man erstmal Herr werden muss.
Diese Story befasst sich mit dem Schleifenmörder. Ann ist seine Tochter und ermittelt auf eigene Faust.
Ist er der Mörder ,oder doch nicht?
Diese Frage steht konstant im Fokus, wodurch sich enorm viele Spannungselemente bilden.
Als Leser, glaubt man natürlich an die Unschuld, zumal sich genug Verdächtige um einen scharen.
Denn irgendwie hat jeder ein Problem.
Und genau dieses Verwirrspiel setzt Romy Hausmann gekonnt ein und mit sehr hohem Tempo fort.
Dabei fokussiert sie sich sehr stark auf die psychologischen Aspekte.
Was zusätzlich sehr viel Emotionen und Herausforderungen entstehen lässt.
Egal wie oft ich meine Verdächtigenliste umgeschmissen habe, auf den wahren Täter bin ich nie gekommen.
Puh. Es ist wirklich schwierig.
Nach einer kleinen Durststrecke hat mir dieser Thriller unglaublich gut gefallen. Er hat mich fertig gemacht, ich kam einfach nicht weg davon. Ich wollte unbedingt wissen, wer dahinter steckt.
Zufälle können unverhofft und manchmal schön sein. Hier wirkt es manchmal etwas konstruiert. Was im Endeffekt aber kein Problem darstellt, da mich diese Story ununterbrochen herausgefordert hat.
Romy Hausmann ist sehr feinfühlig und eindringlich mit sensiblen Themen umgegangen. Was bewundernswert ist. Da es teilweise schon recht heftig und grenzwertig ist. Besonders als Mutter muss man ordentlich schlucken, kann sich aber gleichzeitig wunderbar hineinfühlen und es auch nachvollziehen.
Besonders durch diese Einzelschicksale erhält die Story enorm viel Auftrieb ,hat mich aber auch extrem fertig gemacht.
Die Auflösung dagegen hat mich wirklich überrascht, ich hab sie nicht kommen sehen.
Sie war da und dann komm damit zurecht.
Das wirkte wie eine kalte Dusche auf mich. Von den Emotionen die in mir tobten, möchte ich gar nicht erst anfangen.
Denn dahinter steckt auch so viel Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit, dass man fast wie gelähmt ist und es erstmal verarbeiten muss. Man fällt sprichwörtlich ins Bodenlose.
Eine Handlung, die mir sehr unter die Haut ging, meinen Blickwinkel erweiterte und gezeigt hat, dass nicht alles ist, wie es scheint.
Oft ist die Wahrheit noch viel grausamer und verstörender, als man es sich vorstellen kann.
Romy Hausmann beschäftigt sich hier mit Trauer, Akzeptanz, aber auch mit Hoffnung, Heilung und Wut.
Ein Thriller ,der definitiv anders war, als ich es erwartet hätte.

Fazit:
Mit „Perfect Day“ liefert Romy Hausmann einen weiteren Thriller ab, der es definitiv in sich hat.
Sehr komplex, sehr wendungsreich und mit wirklich heftigen Themen behaftet.
Nach einer kurzen Durststrecke ging es rasant und wendungsreich ab und es konnte mich wirklich begeistern.
Die Auflösung kam überraschend, wirkte aber gleichzeitig wie eine kalte Dusche, weil es so viel mehr verkörpert hat.
Fakt ist, dieser Thriller hat mich wirklich fertig gemacht,war mir persönlich aber auch etwas zu komplex.
Eine klare Leseempfehlung, weil er mich ununterbrochen gefordert, emotional berührt und nicht losgelassen hat.