Rezension

Lou Reed und der perfekte Tag

Perfect Day -

Perfect Day
von Romy Hausmann

Bewertet mit 4 Sternen

          Ich habe Romy Hausmanns Debüt-Thriller „Liebes Kind" gelesen und war davon sehr angetan, was ich in meiner Rezension auch zum Ausdruck brachte.
Zitat daraus: „Liebes Kind“ ist eine Story wie eine Lawine! Gewaltig! Grausam! Erschütternd! Sehr tragisch! Tief berührend!
Nun las ich ihren dritten Thriller, den ich in der Schreibweise anders empfand, nicht ganz so überzeugend.

Es war ein ganz normaler Donnerstag im Leben von Ann. Lou Reed sang von einem perfekten Tag. Da sprang plötzlich die Haustür auf und Polizisten drangen in den Wohnraum ein. Sie verhafteten ihren Vater, den international anerkannten Professor der Philosophie und Anthropologie Walter Lesniak. Ihm wird vorgeworfen, zehn Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren ermordet zu haben. Diese verschwanden im Zeitraum von 14 Jahren. Den Weg zu ihren geschundenen toten Körpern zeigen rote Schleifen an, die der Mörder gemeinsam mit den Opfern vorher verteilte.
Ann kann das nicht glauben. Ihr alleinerziehender Vater war stets fürsorglich zu ihr, seinem „Käferchen". Gemeinsam macht sie sich mit einem fragwürdigen Journalisten auf die Suche nach dem wahren Täter. Um alles in der Welt muss sie die Unschuld ihres Vaters beweisen.

Aus der Sicht von Ann erlebte ich einen langen Trip bis zur endgültigen Aufklärung der Verbrechen. Sie begibt sich ohne nachzudenken in abenteuerliche Situationen, überschreitet Kompetenzen ohne Rücksichten, bringt sich und andere in Lebensgefahr. Ich habe das Buch mit Spannung gelesen. Es ist in einem guten Stil geschrieben. Jedoch reichte es nicht an den Erstling heran. Gut gefallen haben mir die Tagebucheinträge Anns. Sie machte sich Gedanken über die verschiedensten Gefühlszustände, Emotionen – von Traurigkeit, Zuversicht, Einsamkeit, Scham, Enttäuschung, Sicherheit, Verbundenheit (als Kind)...bis hin zu Liebe (als Erwachsene). Das ist berührend in der Ausdrucksweise und den Rechtschreibfehlern der kleinen Ann. Welche Bedeutung diese Eintragungen besitzen erfährt man gegen Ende des Thrillers.
Zwei Sätze von mehreren, die ich mir notierte, möchte ich zitieren, die mir das Gelesene näher brachten.

S. 259
„Alles, was geschieht auf der Welt, jede einzelne Handlung und jede Konsequenz beruht auf einem Gefühl.“
S. 372
„Wir sehen, was die Leute uns glauben machen.“

Ich möchte für „Perfect Day“ meine Lese-/Kaufempfehlung geben mit vier von fünf Sternen.