Rezension

Schuldig oder nicht?

Perfect Day -

Perfect Day
von Romy Hausmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Überzeugt v.a. durch die verschachtelte Konstruktion, oft unklar, von wem da gerade die Rede ist. Aufploppende ?? halten die Neugierde hoch.

Seit vierzehn Jahren verschwinden Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Rote Schleifenbänder weisen der Polizei den Weg zu ihren Leichen. Vom Täter fehlt seit vierzehn Jahren jede Spur. Eines Abends wird der international renommierte Philosophieprofessor und Anthropologe Walter Lesniak im Beisein seiner Tochter Ann verhaftet. Die Anklage: zehn Morde an jungen Mädchen. „Professor Tod“ titelt die Boulevardpresse. Doch Ann wird die Unschuld ihres Vaters beweisen. Für sie und die LeserInnen beginnt eine Reise in die dunkelsten Räume der menschlichen Seele… (Klappentext)

Gerade war die Welt noch in Ordnung, doch plötzlich klopft nicht der erwartet Pizzabote an die Tür, sondern die Polizei, die Walter Lesniak vor den Augen seiner Tochter verhaftet und ihn des zigfachen Mordes an Mädchen zwischen sechs und 10 Jahren bezichtigt. Über eine Zeitraum von vierzehn Jahren soll der Philpsophieprofessor und Anthropologe diese Morde begangen haben. In jedem Fall ein böser, unvorstellbarer Irrtum - Ann Lesniak wird jedenfalls alles daran setzen, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen...

Schuldig oder nicht? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch den Thriller. Im Fokus steht dabei Ann, deren Welt mit der Festnahme ihres Vaters zusammenbricht. Die Handlung um die Tochter des vermeintlichen Täters, die verzweifelt versucht, Beweise für die Unschuld Walter Lesniaks zu finden, wird dabei immer wieder unterbrochen durch kleine Einschübe, Perspektivwechsel, Auszüge von Interviews. Da dabei oft nicht deutlich wird, von wem gerade die Rede ist, steigen Verwirrung und die Anzahl der Fragezeichen beim Lesen. Diese gelungen verschachtelte Konstruktion hält jedenfalls Neugierde und Spannung hoch.

Ann als Charakter erscheint in meinen Augen nicht unbedingt sympathisch. In der psychischen Ausnahmesituation greift sie teilweise zu fragwürdigen Mitteln und bringt sich und andere dadurch auch immer wieder in Gefahr. Den übrigen Charakteren begegnet der Leser meist durch die Augen Anns, so dass oft nicht klar ist, wie die Personen einzordnen sind, welche Absichten und Motivationen sie antreiben. Dadurch kommt es durchaus zu der ein oder anderen Überraschung. Bis kurz vor Schluss wusste ich nicht, was ich glauben sollte...

Letztendlich gab es hier für mich eine Handlungsschlaufe zu viel, die sehr konstruiert und für mich auch wenig glaubwürdig wirkte, aber einen breiten Raum einnahm. Insgesamt jedoch hat mir der Thriller recht gut gefallen: durch den Aufbau und die psychologischen Hintergründe mal etwas ganz anderes.

 

© Parden

 

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Der Titel des Thrillers bezieht sich übrigens auf den Song 'Perfect Day' von Lou Reed, der von Anns Vater oft gehört wurde: "Es gab wahrscheinlich keine [Platte], die er öfter spielte; Anns gesamte Kindheit klang danach." (S. 10) und "...wo ihr Herz noch intakt ist, wo es Sommer ist und sie mit Papas Hilfe fliegen kann. Sie ist sieben Jahre alt und sein "Käferchen", und Lou Reed singt von einem perfekten Tag..." (S. 11)