Rezension

Zu Beginn etwas mühsam, später nur noch wenige Spannungstäler

Perfect Day -

Perfect Day
von Romy Hausmann

Bewertet mit 4 Sternen

Ann, eine Mittzwanzigerin die ihre Mutter früh verloren hat, muss miterleben, wie ihr Vater verhaftet wird. Er soll der Schleifenmörder sein, der seit Jahren immer wieder kleine Mädchen tötet und rote Schleifen hinterlässt, damit die Leichen gefunden werden. Dass ihr Vater ein Mörder sein soll, kann und will Ann nicht glauben. Ihr Vater war immer sehr gut zu ihr, egal welchen Mist sie gerade mal wieder gebaut hat und dieser Mann soll so viel Leid verursacht haben? Unvorstellbar, daher beginnt Ann quasi ihre eigenen Ermittlungen und entdeckt so einiges…

Der Beginn war noch recht verwirrend, sodass ich schon befürchtete mit diesem Buch eventuell einen Fehlkauf gemacht zu haben, doch die Sorge löste sich später in Luft auf. Es gab zwar zwischendurch immer wieder Momente, bei denen ich nicht so richtig angetan war und es immer noch irgendwie zu durcheinander fand, allerdings war da doch immer das Interesse zu erfahren, was nun wirklich los ist. Also habe ich weitergelesen, die Zeit vergessen und das Buch nach den Startschwierigkeiten quasi in einem Rutsch gelesen. Warum es zu Beginn so verwirrend war? Es gibt viele verschiedene Aspekte, zum einen die Geschichte als solche, aber auch die Erzählart. Es gibt Schilderungen aus 2017, einen Artikel, Beschreibungen von Emotionen eines Kindes und der Protagonistin, Interviews aus 2021, später noch Briefe… Was am Anfang verwirrt, hat mir aber später durchaus zugesagt, daher lohnt es sich aus meiner Sicht durchaus sich durchzubeißen. Der Schreibstil als solcher ist flüssig und gut lesbar, sodass man durch die anfänglichen und später immer sporadischer vorkommenden Spannungstäler gut durchkommt. Zur Auflösung kann und werde ich nicht viele Worte verlieren, aber ich fand das sehr gut gemacht und es hat mich überzeugt. Ann ist ein interessanter Charakter, vieles konnte ich nachvollziehen, bei anderem nur den Kopf schütteln. Besonders gut gelungen ist die Darstellung von Anns Verzweiflung, die in teils abstrusen Theorien mündet, die auch nicht ganz ungefährlich sind. Leider ist die Protagonistin auch ein wenig schwierig, um es mal freundlich zu sagen…wahnhaft wäre vielleicht eine treffende Beschreibung.
Es gibt dann eine Wendung, die alles bisher sicher Geglaubte in Zweifel zieht und als Leser fragt man sich schon, wie das noch stimmig zu Ende gebracht werden soll. Aus meiner Sicht ist es gelungen und es blieben auch keine offenen Fragen. Nur eine habe ich dann noch an mich selbst: Wie konnte ich nur in jede Falle der Autorin tappen?

Achtung: Es geht hier um Kindstötungen, es wird zwar nicht wirklich ins Detail gegangen, aber sensible Leser sollten das im Vorfeld wissen.

Da ich mehrheitlich sehr überzeugt von dem Buch war und der Autorin so schön auf den Leim gegangen bin, gibt es -trotz der einen oder anderen weniger überzeugenden Passage- vier Sterne.