Rezension

Wer durchhält, wird belohnt.

Perfect Day -

Perfect Day
von Romy Hausmann

Bewertet mit 4 Sternen

Ann hat eine starke Bindung zu ihrem Vater, der sie nach dem Tod der Mutter alleine aufzieht, alle Krisen mit ihr meistert, immer für sie da ist und ihr ein Gefühl vermittelt, dass ihre Beziehung zueinander perfekt ist.

Als die Polizei plötzlich ihr kleines Häuschen in Charlottenburg stürmt, ihren Vater festnimmt und ihm mehrere Morde zur Last legt, gerät Anns Welt ins Wanken. Ausgerechnet ihr Vater soll der seit Jahren gesuchte Schleifenmörder von Berlin sein ?

Niemals! Da ist sich Ann ganz sicher. Niemals, kann ihr Vater, der sie liebevoll Käferchen nennt und gemeinsam mit ihr zu Lou Reed tanzt, ein grausamer Mädchenmörder sein. Ann ist überzeugt von seiner Unschuld und fest entschlossen, diese zu beweisen....

Romy Hausmann wird seit ihrem Debüt, welches ich noch immer nicht gelesen habe, hierzulande stark gefeiert. Mit "Martha schläft" konnte sie mich allerdings nicht so recht überzeugen und trotzdem habe ich nun zu ihrem neuen Roman gegriffen, weil der einfach auch wieder spannend klang.

Und das ist er, bedingt und vor allem wenn man das Durchhaltevermögen aufbringt dran zu bleiben.

Denn der Einstieg fiel mir recht schwer, er wirkte wirr und konfus, beinahe ungeordnet. Man lernt Ann kennen, die man zunächst gar nicht greifen kann, sieht ihr dabei zu wie sie durch den Alltag strauchelt, was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass ihre vermeintlich heile Welt gerade zusammengebrochen ist. Aber es werden viele Figuren eingeführt, es gibt Rückblenden auf ihr 7jähriges Ich, dann gibt es plötzlich ein Kapitel mit der Überschrift WIR, in dem man die Stimme des vermeintlichen Mörders wahrnimmt. Alles wirkt unrund und chaotisch und man sucht den roten Faden, der zwar da ist, aber irgendwie auch nicht. Es ist zäh und langatmig zu lesen.

Ab der Hälfte, wenn man es denn bis dahin schafft, wird es dann aber plötzlich doch noch spannend, denn obwohl der Schleifenmörder ja im Gefängnis sitzt, verschwindet in einem kleinen Ort in Süddeutschland plötzlich ein Kind. Ann, die sich auf einen Verdächtigen eingeschossen hat und fest entschlossen ist, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, macht sich auf den Weg dorthin und wird mit einem neuen Fall und vielen Erkenntnissen konfrontiert.

Was mir an diesem Thriller wirklich gut gefallen hat, war die Perspektive, die Romy Hausmann mit Ann gewählt hat. Hatte ich vorher nämlich noch nie, dass die Geschichte aus Sicht einer engen Angehörigen des potenziellen Mörders erzählt wird. Anns Gedanken- und Gefühlswelt muss also ehrlich gesagt ein wenig konfus sein. Schließlich geht es um ihren Vater und sie kann und will einfach nicht wahrhaben, dass er ein Mörder sein soll.

Und auch der zweite Handlungsstrang, der sich total spannend, tragisch und psychologisch geschickt entwickelt, hat mir wirklich sehr gefallen und verleiht der Story endlich etwas Schwung und liefert ein paar echt abgefahrene WTF?! Momente.

Alles in allem hab ich "Perfect Day" zumindest nach der ersten Hälfte gern gelesen und hatte auch den Drang dranzubleiben, um zu erfahren, wie sich alles ineinanderfügt und auflöst. Die zweite Hälfte hat den Roman definitiv gerettet und deshalb gibts 4 Sterne von mir.