Rezension

ruhiger Krimi mit ansprechenden Charakteren

Der Ruf des Kuckucks
von Robert Galbraith

Privatdetektiv Cormoran Strike ist am Ende einer langjährigen Beziehung angelangt und haust derzeit auf einer Campingliege in seinem Büro, als ihm die Personalagentur die Aushilfskraft Robin als Sekretärin vorbeischickt. Die kann er sich eigentlich gar nicht leisten, doch als ein neuer Kunde durch seine Bürotür schreitet, ist er schnell dankbar für ihre Anwesenheit und die Professionalität, die sie an den Tag legt.

Er soll den Todesfall eines Topmodels untersuchen, der zur Zeit als Selbstmord deklariert wird. Anfänglich nicht sehr überzeugt stöbert Cormoran in deren Privatleben herum und rekonstruiert die letzten Tage vor ihrem Tod. Dabei fördert er jedoch Dinge zu Tage, die ihn an seiner vorherigen Einstellung zweifeln lassen und bald erkennt er, dass auch noch andere Menschen in Gefahr sind.

Meine Meinung:

Natürlich war ich sehr gespannt auf diesen für mich ersten Krimi aus der Feder von Joanne K. Rowling, die hier unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibt. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, so dass ich, wie ich denke, relativ vorbehaltlos, mit dem Roman beginnen konnte.

Dieser steht und fällt meiner Meinung nach mit den beiden Hauptcharakteren Cormoran und Robin. Insbesondere Cormoran ist ein besonders vielschichtiger Charakter, den man ganz gewiss nicht einfach in irgendeine Schublade schubsen kann. Aufgewachsen bei einem drogensüchtigen Groupie hatte er bereits als Kind schon mehr Einblicke in das Leben bekommen, als so mancher Erwachsener in seiner ganzen Lebensspanne und seine Zeit in Afghanistan hat ihn nicht nur durch den Verlust eines Körperteils zusätzlich geprägt. Seine ausgeprägte Intelligenz hat ihm stets genützt, doch im Moment ist er an einem persönlichen Tiefpunkt angekommen.

Es war gut zu verfolgen, wie sehr er innerlich zerrissen ist. Wie sein Wunsch, seine Liebesbeziehung wieder herzustellen mit dem Verstand rang, der ihm ganz klar signalisierte wie zerstörerisch diese Gefühle für ihn sind. Ich habe einen sehr klugen Mann kennengelernt, der sehr viel Stolz besitzt, selbstbewusst und reich an Erfahrung ist und, der auch eine sensible Seite hat, die in den Menschen lesen kann und kleine Gesten durchaus zu schätzen weiß.

Auch Robin ist eine sehr ungewöhnliche Frau. Ihre Begegnung mit Cormoran rüttelt an ihrem vorherbstimmten 0815-Leben, an dem sie verstandesgelenkt festhalten will, während sie gleichzeitig in ihrem Aushilfsjob aufblüht. Sie ist beeindruckend feinfühlig, taktvoll und agiert stets mit besonderer Rücksichtnahme auf ihren aktuellen Chef, den sie zwischendurch immer mal wieder mit ihrem scharfen Verstand verblüffen kann.

Die Spannung in diesem viele Seiten umfassenden Roman wird erst langsam aufgebaut. Die Ermittlungen sind sehr traditionell und beruhen auf vielen Befragungen, die inhaltlich etwas zu Lasten des Actionfaktors gehen, dafür aber den tollen Charakteren mehr Raum und mir als Leser die Möglichkeit geben, diese gerade in diesem ersten Band besser kennenzulernen. Erst auf den letzten 100 Seiten hatte die Spannung dann doch für mich die Grenze überschritten, die mich das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen ließen.

Fazit:

Wer Kriminalromane liebt, die mit außergewöhnlichen Charakteren punkten, sollte unbedingt zu "Der Ruf des Kuckucks" greifen. Freunde actionreicher Handlung werden hier allerdings weniger glücklich. Ich für meinen Teil, fühlte mich von diesem ruhigen Kriminalroman rund um den interessanten Ermittler Cormoran Strike gut unterhalten und bin auf jeden Fall neugierig, ob die Autorin die Reihe fortführen wird.