Rezension

Sehr guter Detektivroman! Ich bin Fan!

Der Ruf des Kuckucks
von Robert Galbraith

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mittlerweile weiß ja wirklich jeder, dass Robert Galbraith gar nicht wirklich existiert, sondern eigentlich Joanne Rowling heißt. Dass ihr Pseudonym verraten wurde ist (das muss ich zugeben) der ausschlaggebende Grund dafür, warum ich dieses Buch lesen wollte. Ich befürchte aber, dass bei anderen Lesern genau das Gegenteil passieren wird und sie es gerade deswegen nicht mehr lesen möchten. Bitte, tut es trotzdem! Der Ruf des Kuckucks ist in keinster Weise vergleichbar mit "Ein plötzlicher Todesfall".

Der Verlag blanvalet hatte die Rechte an der Übersetzung bereits erworben, als Mrs. Rowlings Geheimnis noch eben dieses war. Ein Umstand, den ich beeindruckend aber absolut nachvollziehbar finde. Leider kann ich nicht beurteilen, ob mich das Wissen um die wahre Autorin in meiner Meinung beeinflusst, was aber im Prinzip auch gleichgültig ist. "Der Ruf des Kuckucks" ist ein gutes Buch!

Es geht um einen Privatdetektiv, mit Namen Cormoran Strike, der Sohn einer Rockmusikers und dessen Groupie ist. Zu seinem Vater hat er keinen Kontakt, seine Mutter ist verstorben und er selbst war lange Zeit bei der Army, aus der er ehrenhaft entlassen wurde, nachdem er im Krieg sein Bein verlor. Strike arbeitet in einem kleinen, versifften Büro, ist hoch verschuldet und hat sich gerade endgültig von seiner Schicksalsliebe Charlotte getrennt. Von einer Zeitarbeitsfirma bekommt er regelmäßig Aushilfen, die er als Sekretärinnen einsetzt, die er sich aber wegen seiner hohen Schulden eigentlich nicht mehr leisten kann.

Sein neuer Klient kennt ihn noch aus der Schule, damals war Strike mit dessen Bruder Charlie befreundet, der in seiner Kindheit tödlich verunglückte. John Bristow ist selbst Anwalt und reich. Er bietet Strike eine sehr hohe Summe, für die Untersuchung des Todes seiner Adoptivschwester Lula Landry, einem weltweit bekannten Supermodel, das vor wenigen Monaten unter mysteriösen Umständen von ihrem Balkon stürzte. Die Polizei hat den Fall längst geschlossen und unter Selbstmord verbucht, doch John Bristow ist sich sicher, dass Lula sich nicht selbst getötet haben kann. Strike nimmt den Fall an und rekonstruiert die Geschehnisse nach aller Kunst detektivischer Arbeit. Als Leser verfolgt man seine Arbeitsschritte, hört jedes Gespräch, findet jedes Indiz mit ihm gemeinsam und kommt nicht umhin seine eigenen Theorien zu erstellen.

Die Geschichte wird aber auch durch Rowlings Schreibstil getragen, den ich persönlich sehr mag. Ich räume aber ein, dass das Geschmackssache ist. Sie ist sehr detailliert in ihren Beschreibungen, und findet fast immer die richtigen Worte. Was mir nicht so gefällt, und auch schon in ihrem vorherigen Buch für Erwachsene "Ein plötzlicher Todesfall" etwas übertrieben wirkte, ist die wörtliche Rede. Sie versucht einen Ton zu treffen, der dem Millieu der Personen angepasst sein soll, manchmal aber einfach nur künstlich und unglaubwürdig erscheint. Diese Stellen sind allerdings nicht besonders häufig und ändern deshalb nichts an der guten Meinung, die ich von diesem Buch habe. Die Geschichte ist durchdacht und nachvollziehbar. Die Auflösung ist überraschend (wenn auch nicht sooooo unerwartet) und man hat am Ende nicht das Gefühl, dass das Rätsel künstlich in die Länge gezogen wurde. Ein schönes, entschleunigtes, kurzweiliges Leseerlebnis!

Auf dem englischen Umschlag steht ein Zitat von Val McDermid, das meiner Meinung nach sehr gut passt: "The Cuckoo's calling reminds me why I fell in love with crime fiction in the first place." Denn genau das ist diese Geschichte: Klassische Kriminalliteratur ohne Schnickschnack.