Rezension

Etwas nervige Protagonistin, die ihre Prioritäten falsch setzt.

Clans of London: Hexentochter - Sandra Grauer

Clans of London: Hexentochter
von Sandra Grauer

Bewertet mit 3 Sternen

Hexen, Magier, eine mysteriöse Prophezeiung und eine Deadline - all das hat mich sehr neugierig auf das Buch werden lassen. Leider muss ich sagen, dass das Buch nur gutes Mittelmaß für mich war, denn letztendlich stößt man hier weder auf wirklich Innovatives noch auf große Überraschungen.

 

In dem Auftakt zu „Clans of London“ geht es um die 17-jährige Caroline, die ihre Eltern nie kennengelernt hat und sich alleine durchschlägt, seit sie denken kann. Während ihrer Schicht im Hound Dog begegnet sie dem geheimnisvollen Ash, der sehr hartnäckig mit ihr flirtet. Die Begegnung stellt ihr Leben komplett auf den Kopf, denn mit Ashs Hilfe findet sie heraus, dass sie eine Hexe ist, deren Magie nie aktiviert wurde. Das muss sie dringend nachholen, sonst bricht die Magie unkontrolliert aus ihr heraus und tötet sie an ihrem 18. Geburtstag. Um die Zeremonie vollziehen können, braucht sie jedoch eine Prise Magie ihrer Eltern. Und als wäre das nicht sowieso schon schwer genug, haben die beiden sich die größte Mühe gegeben, um nicht gefunden zu werden …

 

Die Story klingt ohne Frage sehr spannend und bietet einiges an Potential. Im letzten Drittel des Buches wird die Handlung dem auch gerecht - die Spannung schwillt immer mehr an und man möchte das Buch bis zum Ende nicht mehr weglegen. Für mich sind die ersten zwei Drittel das Problem, denn dort dümpelt der Plot etwas vor sich hin und nerviges Teeniedrama steht im Vordergrund. Während doch eigentlich die Zeit drängt und Caroline nur wenige Tage bis zu ihrem Geburtstag hat, scheint ihr Liebesleben und das ihrer besten Freundin für sie viel wichtiger zu sein. Das konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, denn mit dem Zeitdruck, den sie hat, würde ich wohl durchgehend Panik empfinden. Immerhin geht es hier um ihr Leben. Aber nein, sie lenkt immerzu von wichtigen Themen ab und führt lieber Beziehungsgespräche. Das war mir unbegreiflich. 

 

Die Charaktere waren so la la. Neben der Tatsache, dass Caroline ihre Prioritäten völlig falsch setzt, störte mich ihr Verhalten auch in anderen Aspekten. Zum Beispiel darin, dass sie sich zu Beginn von Ash absolut nichts sagen lassen möchte, obwohl er ihr einfach nur helfen will. Oder dass sie dieses absolut verdrehte Bild von Ash hat, obwohl der ihr in seinem Verhalten eigentlich überhaupt keinen Grund dafür gibt - und am Ende ist es für sie die große Erkenntnis, dass sie ihn völlig falsch eingeschätzt hat. Der arme Kerl wird von ihr zutiefst missverstanden und man versteht als Leser gar nicht, warum, denn dieses oberflächliche Womanizergehabe, das die Autorin ihm andichten möchte, wird nicht mal ansatzweise rübergebracht.

 

Ash war für mich eine angenehme Überraschung, weil er eben wirklich nicht wie der typische Bad Boy-Womanizer wirkte (obwohl er das sollte), sondern wie ein amüsanter, hilfsbereiter junger Mann, den ich auf Anhieb sympathisch fand. Auch Henri, Ashs bester Freund, war mir sympathisch, obwohl ich nach wie vor nicht verstehen kann, warum Caroline ihm mehr Vertrauen entgegenbringt als Ash, denn im Gegensatz zu Ash, der ihr dauernd hilft und für sie da ist, ist Henri zwar auch bereit dazu, spielt bei ihrem Wohlbefinden aber eine wesentlich geringere Rolle. Also auch damit tut sie Ash mal wieder Unrecht und das hat der Liebesgeschichte meiner Meinung nach etwas geschadet, denn wie soll man da richtig mitfiebern, wenn Caroline eigentlich einem anderen Jungen viel mehr vertraut und Ash dauernd anzweifelt?

 

Das Ende und damit der Cliffhanger waren extrem fies - selten wird man am Schluss so hängengelassen. Vermutlich hätte ich den zweiten Teil jetzt nicht direkt danach gelesen, wenn es diesen Cliffhanger nicht gegeben hätte, somit hat die Autorin hier alles richtig gemacht. Ich bin gespannt, ob mich Teil 2 mehr überzeugen kann, denn das letzte Drittel war auf jeden Fall schon deutlich spannender, auch wenn ich nach wie vor manche Handlungsschritte seitens Caroline unverständlich finde.

 

Fazit

Ein mittelmäßiger Urban-Fantasy-Roman, der erst im letzten Drittel an Fahrt aufnimmt und hinsichtlich der Protagonistin etwas zu wünschen übrig lässt. Obwohl sie unter extremem Zeitdruck steht, lässt sie sich für ihr Teeniedrama reichlich Zeit. Von mir gibt es 3 Sterne.