Rezension

Verliebt in eine Hexe

Clans of London: Hexentochter - Sandra Grauer

Clans of London: Hexentochter
von Sandra Grauer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Caroline steht kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag und schlägt sich auf eigene Faust durchs Leben. Von ihren Eltern schon kurz nach der Geburt verlassen, ist sie in verschiedenen Heimen und Pflegefamilien aufgewachsen. Inzwischen lebt sie mit ihrer besten Freundin Megan in London und versucht, sich durch das Jobben in einer Bar den Traum von der Pilotenausbildung zu erfüllen. Schon seit Wochen leidet sie jedoch unter schlimmen Kopfschmerzen, die sich zu verstärken scheinen, als sie auf einer Party Ash kennen lernt. Der ist von ihr vollkommen fasziniert, zunächst eigentlich nur, weil sein sonst so erprobter Charme an Caroline vollkommen abzuprallen scheint. Doch dann geschehen auf einmal seltsame Dinge in ihrer Gegenwart und irgendjemand trachtet Caroline nach dem Leben. Da eröffnet Ash ihr etwas, dass von nun an ihr Leben ändern soll: Caroline ist eine Hexe.

"Clans of London. Hexentochter" ist der erste Band einer Dilogie, deren zweiter Teil im April 2020 erscheinen soll. Fans der Charaktere müssen also nicht mehr allzu lang auf den Ausgang der Geschichte warten. Der Roman ist ziemlich klassische Urban bzw. Romantic Fantasy. Ein junges Mädchen entdeckt ihre Fähigkeiten, begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und steht zwischen zwei jungen Männern. Der eine, Henri, eher Good Guy und eigentlich Schwarm der besten Freundin. Der andere, Ash, eher Bad Guy, geheimnisvoll und düster, aber mit einem weichen Kern. Mit Hilfe der beiden macht Caroline sich auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern, denn um die Dramatik noch zu verstärken, hat die Autorin einen Stolperstein eingebaut: werden die magischen Kräfte der jungen Protagonistin nicht bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag aktiviert, muss sie sterben.

An einigen Stellen hat die Handlung durchaus ihre Schwachpunkte. Caroline kämpft zunächst sehr mit ihren Kräften, in den wichtigen Momenten gelingt ihr jedoch auf einmal auch der komplexeste Zauber. Die Abstammung der beiden Clans von Morgan Le Fey bzw. Merlin höchstselbst scheint als Motiv etwas abgedroschen und auch das Liebesdreieck ist wenig einfallsreich; darauf hätte gut und gerne verzichtet werden können. Das System der Magie ist hingegen ganz interessant, vor allem der neue Blick auf den Vodookult, den wir durch Henri erhalten. Trotz aller Schwächen gelingt es Sandra Grauer, dass der Leser mit ihren Figuren mitfiebert und an der mysteriösen Prophezeiung miträtselt, die natürlich auch nicht fehlen darf. Band 1 endet dann eigentlich mit einem großen Cliffhanger, der sich allerdings relativiert, sobald man einen Blick in die angehängte Leseprobe zu Band 2 wirft - hier hätte der Verlag nun wirklich einen besseren Textauszug wählen können.

Fazit: für die junge Zielgruppe sicherlich eine schöne Geschichte, für Urban Fantasy-Erprobte jedoch nicht viel Neues