Rezension

Liebe auf den zweiten Blick

The Sun is also a Star. - Nicola Yoon

The Sun is also a Star.
von Nicola Yoon

The Sun is also a Star ist mein erstes Buch der Autorin und schon jetzt bin ich total begeistert. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Natasha und Daniel erzählt. Zusätzlich gibt es immer kleinere Kapitel, die aus dem Leben der Menschen aus ihrem direkten Umfeld berichten sowie auch kleinere informierende Abschnitte, in denen es beispielsweise um den Ursprung eines Wortes oder die Erklärung eines Phänomens geht. Diese Mischung sorgt für Abwechslung und durch die Kürze der Kapitel lässt sich die Geschichte schnell lesen.

Nur durch Zufall begegnen sich Daniel und Natasha in New York und für Daniel ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch Natasha, die vielmehr realistisch und pragmatisch denkt, glaubt nicht an die Liebe. Für sie ist Liebe vergänglich und nicht für die Ewigkeit bestimmt. Der romantisch veranlagte Daniel jedoch, will sie auf ihre Art von der Liebe überzeugen - und zwar mit der Wissenschaft. Zusammen verbringen sie einen Tag gemeinsam in New York City, doch das Timing könnte nicht unpassender sein. Denn es ist Natashas letzter Tag in New York. Zusammen mit ihrer Familie ist sie illegal im Land und muss es noch am selben Tag verlassen. 

Mit Natasha und Daniel prallen wirklich Welten aufeinander. Während Natasha vielmehr Realistin ist und die Dinge skeptisch betrachtet, ist David ein hoffnungsloser Romantiker mit einem Hang zur Poesie. Natasha weiß schon ganz genau wie ihre Zukunft aussehen soll, Daniel jedoch weiß noch nicht, wie sein Leben verlaufen soll. Nur eines weiß er: Das Schicksal will, dass er und Natasha zusammen sind. Warum sonst hätten all diese Ereignisse zur genau richtigen Zeit passieren sollen, damit sie sich begegnen? Beide Charaktere sind so grundverschieden und harmonieren dennoch wunderbar. Die Chemie zwischen ihnen passt einfach.
Aber auch kulturell liegen zwischen ihnen Welten. Natasha ist jamaikanischer Abstammung und bereits seit ihrer Kindheit illegal in den USA. Für sie ist New York jedoch ihre Heimat. Daniel dagegen steht zwischen zwei Ländern. Zum einen Amerika, dem Land seiner Geburt und zum anderen Korea, wo seine Familie ursprünglich herkommt. Ich fand es wirklich spannend, einen Einblick in diese zwei unterschiedlichen Kulturen zu bekommen. Gleichzeitig werden dadurch wichtige Themen aufgeworfen: Rassismus und Toleranz. Während in der Generation seiner Eltern eine rassistische Haltung noch allgegenwärtig ist, ist es Daniel egal, dass Natasha's Haut dunkel ist und sie ihre Haare als Afro trägt. Denn die Liebe kennt keine Rasse und diese Botschaft hat die Geschichte sehr gut herübergebracht. 

Trotz der Liebe-auf-den-ersten-Blick-Thematik fand ich die Geschichte keineswegs kitschig oder klischeehaft. Die Protagonisten haben einen ganzen Tag Zeit, sich kennen- und lieben zu lernen. Vielmehr ist es also Liebe auf den zweiten oder vielleicht sogar dritten Blick. 
Doch durch die eingeschobenen Zwischenkapiteln von Nebencharakteren und ihrem Schicksal wird aus der Geschichte mehr als nur eine Romanze zwischen zwei Jugendlichen. Zusätzlich wird auch deutlich, wie alle unsere Leben aneinanderhängen als wären sie verbunden durch einen langen Faden. All unsere Schicksale sind aneinandergekettet und unsere Entscheidungen haben Auswirkungen auf unsere Mitmenschen.