Rezension

Schicksalsträchtige Liebesgeschichte

The Sun is also a Star. - Nicola Yoon

The Sun is also a Star.
von Nicola Yoon

Bewertet mit 4 Sternen

The sun is also a star von Nicola Yoon war das erste Buch der Autorin, welches ich gelesen habe. Entgegen vieler anderer, die wohl bereits Du neben mir gelesen hatten, hatte ich keinerlei Erwartungen. Naja, keine ist auch übertrieben, oder? Mir war der Beliebtheitsgrad der Autorin durch Du neben mir schon bekannt.

Worum geht’s im Buch? Da ist zum einen Natasha, jamaikanischer Abstammung, die, als sie acht Jahre alt war in die Vereinigten Staaten mit ihrer Mutter eingereist ist. Sie folgten dem Ruf ihres Vaters, der ihnen vorausgereist war, um seinen Traum von einer Schauspielkarriere in den Staaten zu verwirklichen. Wenn man als Leser allerdings in die Geschichte einsteigt, erfährt man schnell, dass dieser Traum mehr oder weniger immer ein Traum blieb und die Familie auf winzigem Raum zusammen lebt. Ja, kurz und schmerzlos, eigentlich sind sie arm. Nun steht die Abschiebung unmittelbar bevor. Denn wir plumpsen in die Geschichte, als Natasha gerade auf dem Sprung ist, um mal wieder, wie seit Tagen, bei den Behörden vor Ort um eine Lösung, einen Aufschieb, was auch immer zu bitten.

Wie der Zufall es will, ist zeitgleich bei Daniel auch einiges im Argen. Er befindet sich auf dem Weg zum Frisör, zu dem ihm seine koreanische Mutter nötigt, weil er wenige Stunden später ein Interview für die Elite-Universität Yale absolvieren soll. Auch wenn Daniel das gar nicht will. Denn das alles soll ihn am Ende zu einem Beruf führen, den er nicht ausüben möchte. Er weiß eigentlich gar nicht, wo es ihn beruflich hinzieht. Vielleicht ist das Dichten ja etwas? Denn das tut er mit Leidenschaft. Seine Eltern würden das aber, nach dem Debakel mit seinem Bruder, der von der Harvard Universität geflogen ist, niemals zulassen.

Lange Rede, kurzer Sinn. Die beiden treffen per Zufall aufeinander. Und instant entwickelt sich eine besondere, ganz zauberhafte und ja, sehr klischeehaft und gewollt, schicksalshafte Begegnung. Denn so verschieden die beiden auf den ersten, zweiten und dritten Blick auch scheinen, da ist etwas. Etwas was beide, aus ihren jeweiligen Überzeugungen nicht erklären können. Denn dazu sei gesagt, Daniel ist ein sehr intuitiver Mensch. Er lässt sich von seinen Gefühlen und Leidenschaften leiten, soweit es ihm in seinen Umständen möglich ist. Und Natasha ist ein kleiner Wissenschafts-Fanatiker, sehr nüchtern und kontrolliert. Dieser Kontrast ist so stark, dass er sich eben auch wunderbar ergänzt. Nicht umsonst heißt es ab und an ja: Gegensätze ziehen sich an.

Und so habe ich im Verlauf der Geschichte mehr als einmal schmunzeln müssen. Denn beide sind keine einfachen Brocken und die Dialoge, die sich die beiden liefern laden einfach zum Lachen ein. Dazu hat Nicola Yoon einen großartigen Schreibstil, der einen als Leser durch das Buch mit Leichtigkeit durch die Seiten zieht. Und trotz schwieriger Situationen und Szenen wirkt The sun is also a star nie düster und aus dem Kontext und der Atmosphäre gerissen. Vielmehr empfand ich so manche Wortwahl als überaus intelligent, ohne das der Lesefluss dabei bricht.

Letztendlich geht es in diesem Buch hauptsächlich um diese außergewöhnliche Liebesgeschichte, die sich innerhalb weniger Stunden, eines Tages, entwickelt und selbst noch lange Zeit später Eindruck in den Leben beider Charaktere hinterlassen hat. Inwieweit das für einen Leser realistisch ist, naja, das muss jeder für sich selbst wissen. Aber vorweg sei gesagt, die Autorin hat da den einen oder anderen Clou in der Hinterhand, die mich am Schluss tatsächlich von der Geschichte an sich überzeugt haben.

Es hat eine ganz besondere Note, weswegen ich das Buch wirklich gerne mag und es definitiv Lesern empfehlen möchte, die eine romantische Geschichte suchen. Unabhängig vom Alter. Das Buch ist eben etwas ruhiger, unaufgeregter, trotz der Spannungsspitzen, die durch die drohende Abschiebung von Natasha, immer mal wieder eingestreut wurden.

Für mich stand die Geschichte um die Abschiebung aber nie wirklich im Fokus – falls man das eventuell glauben mag, wegen des Klappentexts. Sie ist ganz klar ein unübersehbarer Teil der Geschichte, aber wird, meiner Meinung nach, eher nebensächlich behandelt. Was aber nicht schlecht ist, denn so gibt die Autorin dem Buch auch Raum, andere Töne in Richtung Familie, Zukunftsangst, Erwartungsdruck, ethnische Herkunft und unterschiedliche Kulturen anzusprechen.

Kurzum: Die drohende Abschiebung, die Kulturunterschiede zwischen den beiden und die sehr verschiedenen Persönlichkeiten setzen diese aufkeimende Liebe direkt unter einen schlechten Stern. Aber Nicola Yoon schafft es, den Leser, wie Natasha und Daniel, von eben diesem Damoklesschwert abzulenken. Sei es mit wunderbaren Szenen oder eben sehr poetischen und tiefgründigen Sätzen und Nebensträngen in der Handlung. Bis zur letzten Sekunde, bis zur letzten Seite.

FAZIT

The sun is also a star von Nicola Yoon ist ein sehr schönes und leichtes Jugendbuch mit einem gewissen Hang zu wissenschaftlicher Poesie, die das Gesamtbild mit einer ganz besonderen Note versehen hat und mir deswegen noch eine Weile in Erinnerung bleiben wird. Mit Witz und Charme wird hier eine etwas andere, aber sehr moderne Liebesgeschichte einem altersübergreifenden Publikum dargeboten.