Rezension

Wunderbar rund, poetisch und fesselnd

The Sun is also a Star. - Nicola Yoon

The Sun is also a Star.
von Nicola Yoon

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: Welche Zufälle müssen passieren, damit sich die Wege zweier Menschen kreuzen? Welche Schicksalsfäden finden hier zueinander? Daniel verguckt sich sofort in das jamaikanische Mädchen, als Natascha und er sich in New York begegnen. Die zwei teilen einen Tag voller Gespräche über das Leben und die Liebe. Und vor allem auch über das, was da zwischen den beiden passiert. Dabei scheint ihr Schicksal bereits festzustehen, denn Natascha soll noch am selben Abend abgeschoben werden…

 

 

Der Story-Stapel

Erster Satz: „Carl Sagan hat gesagt: Wenn wir uns in den Kopf setzen sollten, einen Apfelkuchen von Grund auf selbst zu machen, müssen wir erst das Universum erfinden.“

Mit den ersten Kapiteln lernen wir unsere beiden Protagonisten Natascha und Daniel in ihrem jeweiligen Zuhause kennen und erfahren auch gleich, welche Sorgen und Nöte sie so umtreiben. Somit lässt sich das Buch etwas Zeit und nutzt den ruhigen Anfang, um in die Geschichte hinzuführen. Doch mit dem Zusammentreffen von Natascha und Daniel bekommt der Spannungsbogen einen Push, den er nicht mehr verliert und die Seiten verfliegen. Das Buch schildert diesen einen Tag so detailliert, dass man kaum fassen kann, was an einem Tag alles passieren kann und trotzdem wird es nie langweilig oder unglaubwürdig. Vielmehr behält sich das Buch genau diese Glaubwürdigkeit bis zum Schluss bei.

 

Der Charakter-Stapel

Natascha ist ein wunderbarer Charakter, der mir sofort sympathisch ist. Sie ist unglaublich klug und ich liebe diesen nerdigen Wesenszug, einfach, weil man als Leser selbst noch etwas lernen kann, wenn man ihr zuhört. Gleichzeitig mag ich ihre pragmatisch-wissenschaftlich angehauchte Art, die trotzdem auch mal über den Tellerrand blickt und offen für andere Argumente ist. Außerdem kämpft sie für das, was ihr wichtig ist und steht zu sich selbst.

Daniel ist irgendwie anders und irgendwie gleich. Er ist auch klug, aber anders. Er ist eher der Träumer und Dichter, der nicht alles wissenschaftlich belegen muss. Damit bringt er eine neue Perspektive in die Geschichte, die dem Buch viel Poesie gibt. Er findet im Laufe des Buches außerdem mehr zu sich selbst und bemerkt, was ihm wichtig ist.

 

Der Stil-Stapel

Nicola Yoon kann einfach schreiben! Ihre Bücher sind so locker zu lesen, dass die Seiten verfliegen. Gleichzeitig steckt so viel Weisheit und Poesie darin, dass es nicht nur ein „einfacher“ Schreibstil ist. Die Art und Weise, wie sie das Buch gestaltet, etwa auch mit den kleinen Zwischenkapiteln, die uns kurze Momentaufnahmen anderer Nebencharaktere geben, ebenso einige wissenschaftliche Fakten, sind so gekonnt gesetzt, dass es immer zu passen scheint. Gleichzeitig wird das Buch am Ende so rund und alles scheint zu passen. Der rote Faden ist nicht offensichtlich, aber er knüpft sich am Ende selbst zusammen.

Der Kritik-Stapel

 

Nichts – das Buch ist so wunderbar rund, poetisch und fesselnd. Die Seiten verfliegen, man fiebert mit Natascha und Daniel mit und gleichzeitig bleibt das Buch trotz vieler Gefühle authentisch. Die Autorin greift ernste Themen wie illegale Einwanderer, Armut und Rassismus auf und zeigt damit auch Missstände auf, ohne, dass es wie ein erhobener Zeigefinger rüberkommt.

 

Auf den Lesen-Stapel?

Ja – dieses Buch ist absolut lesenswert – für jeden. Die Geschichte von Natascha und Daniel berührt durch ihre Kürze und Intensität. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und dabei kein bisschen aus der Klischeekiste. Das Buch greift gleichzeitig gesellschaftliche Probleme auf und bleibt dem poetisch-kunstvollem Stil trotzdem treu. Eine großartige, runde Geschichte, die vollkommen berechtigt 5 Sterne bekommt und auf jeden Fall eine Leseempfehlung ist.