Rezension

Schauderhaft schön

Als das Böse kam -

Als das Böse kam
von Ivar Leon Menger

          Die 16jährige Ich-Erzählerin Juno lebt mit ihrem 12jährigen Bruder Boy und ihren Eltern auf einer Insel irgendwo im Norden. Sonntags weht der Duft von Blaubeerkuchen durch das gemütliche Blockhaus, es ist der familiäre Spieletag. Eine perfekte Idylle, wären da nicht die sieben Gebote, deren Nichtbeachtung  streng bestraft wird, und die Sirene, die die Familie regelmäßig zu Probealarmen in den unterirdischen Schutzraum ruft. Denn nur dort sind Juno und die Ihren sicher vor den Fremden aus dem Südland, die sie töten wollen.
Doch in jedem noch so weltabgewandten Teenager regen sich irgendwann die Hormone und die Rebellion. Als Juno aus Leichtsinn das erste Gebot bricht, zeigt sich, dass das Böse viel näher ist, als sie je hätte ahnen können... 
Wie auch in seinen Hörspielen versteht es Ivar Leon Menger, einen Schauder zu erzeugen, dem man sich nicht mehr entziehen kann. Einmal in die Geschichte hineingezogen, nimmt diese die Lesenden schlichtweg als Geisel. Man muss immer weiterlesen oder hören, da die Spannung sonst unerträglich wird. Auch ich habe das Buch in einem Zug gelesen, denn der Plot ist wirklich meisterhaft gefügt. Sorgsam gestreute Hinweise verdichten die Handlung und lassen auch den Druck im Gruselbarometer stetig steigen. 
Ein ziemliches Kunststück, denn die Geschichte ist ausschließlich aus der Perspektive der aufgrund der Isolation sehr naiven 16-Jährigen erzählt. Doch gerade diese Gutgläubigkeit ist es, die den weltgewandten Lesenden die Dinge anders interpretieren lässt und zugleich Gänsehaut erzeugt. 
Dennoch klingt der Roman mitunter wie ein Jugendbuch, sowohl die Sprache - vor allem die Dialoge - als auch die Figurenzeichnung betreffend. Denn ab einem bestimmten Punkt erweist sich Juno plötzlich als ungeheuer clever, wissend und selbstbestimmt. Und dann ist da noch eine weitere Figur, über die man nicht sprechen kann ohne zu spoilern, aber deren Auftreten recht unplausibel auf mich wirkte. 
Das alles tut dem Lesevergnügen aber keinerlei Abbruch, der Unterhaltungswert ist so grandios wie immer, wenn Ivar Leon Menger draufsteht