Rezension

Böse erwischt

Als das Böse kam -

Als das Böse kam
von Ivar Leon Menger

Bewertet mit 2 Sternen

"Das Böse ist näher, als du glaubst.
Sie leben in völliger Isolation tief in den Wäldern einer kleinen Insel: Mutter, Vater und zwei heranwachsende Kinder in einer Blockhütte, das Festland ist in der Ferne kaum sichtbar. Die 16-jährige Juno und ihr Bruder verbringen die Zeit mit Fischfang, Kuchenbacken und sonntäglichen Gesellschaftsspielen. Und in ständiger Angst. Denn schon auf der anderen Uferseite lauert das Böse. Fremde können jederzeit auaftauchen. Und die wollen Rache nehmen für etwas, das der Vater ihnen vor langer Zeit angetan haben soll. Die Fremden werden kommen, um die ganze Familie auszulöschen. Aus diesem Grund hat der Vater einen geheimen Schutzraum gegraben. Dort können sie sich sicher fühlen. Noch..."
(Klappentext lt. Verlag)

„Als das Böse kam“ ist ein Thriller von Ivar Leon Menger, der an allen Ecken und Enden auf Social Media einen Hype ausgelöst hat. Ich hatte bereits vor dem allseitigen Lob ein Auge darauf geworfen, weil der Klappentext eine neuartige Geschichte versprach. Neuartig war es auf jeden Fall.

Juno ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie aus Vater, Mutter und ihrem Bruder in einer Blockhütte auf einer Insel. Sie verstecken sich hier vor Fremden, weil ihnen diese etwas antun möchten. Daher wohnen sie zurückgezogen, gehen auf Fischfang, backen Kuchen und am Sonntag werden beim familiären Zusammensein Gesellschaftsspiele gespielt. Wenn Gefahr droht, müssen sich Juno und ihr Bruder verstecken. Im absoluten Ernstfall steht ein Schutzraum zur Verfügung, wohin sie bei einer Bedrohung fliehen.

Am Anfang fand ich die Geschichte sehr interessant. Man weiß weder zu welcher Zeit der Roman spielt noch, in welcher Gegend er anberaumt ist. Beim Lesen hantelt man sich von Hinweis zu Hinweis und versucht, die Situation einzuordnen und in einen Kontext zu bringen. Das empfand ich als sehr genial. 

Dabei ist man mit Protagonistin Juno unterwegs. Man folgt ihren Gedanken, fühlt ihre Verunsicherung und erträgt ihre Emotionen, was irgendwann nur mehr nervig ist. Mittendrin hatte ich das Gefühl, dass ich einen Liebesroman lese, während die herzschmachtende Juno kaum auszuhalten war. Gleichzeitig wirkt die Jugendliche extrem unglaubwürdig und in allem eher wie ein zwölfjähriges Mädchen als eine Sechzehnjährige. Mir ist bewusst, sie ist isoliert von der Außenwelt aufgewachsen und war nicht in der Lage, sich in anderen Menschen zu spiegeln, aber das erklärt meiner Meinung bei weitem nicht, was mit ihr schief gelaufen ist.

Viele Aspekte ihrer Figur und Handlungen ergeben für mich keinen Sinn. Einerseits fürchtet sie sich vor Fremden, andrerseits ist sie diesen zugänglicher als ihren Eltern. Während sie naiv durch die Handlung stolpert, entwickelt sie plötzlich einen Scharfsinn, der selbst Berufsermittlern zur Ehre reicht. 

Unterstrichen wird dieser kindlich-naive Zugang der Protagonistin durch die Sprecherin Luisa Wietzorek. Sie trägt die Hörbuchversion mit Engelszunge vor und betont kindische Gedanken und Auswüchse souverän, was allerdings im Kontext der Handlung für mich unpassend und nervig war.

Ich habe die Geschichte nur weiterverfolgt, weil ich wissen wollte, wie es letztendlich endet. 

Damit bin ich bei der Handlung angelangt, die einfallsreich aber an den Haaren herbeigezogen ist. Wobei, die Geschichte selbst gar nicht mal schlecht ist, doch die Art und Weise wie alles ineinandergreift, war für mich unglaubwürdig. Die Facetten des Romans haben nicht gepasst, der Hintergrund um das Böse und die Hütte auf der Insel empfand ich auf tragische Weise als einfallslos und die Nebenfiguren und deren Verhalten haben ebenso wenig ins Bild gepasst.

Ich verstehe, dass dieses Buch vielen Lesern und Leserinnen gefällt, weil es zumindest ein hohes Spannungslevel hält. Mich müssen Geschichte und Figuren überzeugen, und das hat „Als das Böse kam“ beim besten Willen nicht geschafft. 

Abschließend denke ich, dass das Buch eher etwas für sehr junge Jugendliche ist. Ich wurde damit eher böse erwischt.