Rezension

Walküren, Spartaner, Amazonen und andere Teenager

Frostkuss - Jennifer Estep

Frostkuss
von Jennifer Estep

Die Story:

Gwen Frost liebt Superhelden-Comics und kleidet sich am liebsten bequem und nicht gerade modisch. Abgesehen davon ist sie ein ganz normales Mädchen im Teenageralter - oder zumindest wäre sie das, wenn sie ihre Magie nicht hätte: eine mächtige "Gypsy"(Zigeuner)-Gabe, die es ihr erlaubt, Emotionen und Erinnerungen anderer Menschen aus Gegenständen "auszulesen". Trotz dieses Talents führt sie ein gewöhnliches, überwiegend ereignisloses Leben... Bis ihre Mutter bei einem Autounfall stirbt und ihre Großmutter Gwen auf die Mythos Academy schickt, eine Schule für Kids, die von mythologischen Kriegern und Kriegerinnen abstammen.

Gwen hat so ihre Probleme dabei, ihren Platz in dieser Schule zu finden: sie ist keine Amazone, keine Walküre, keine Spartanerin... Sie ist nicht superstark, superschnell oder supergeschickt im Kampf. Sie ist auch nicht stinkreich wie die meisten anderen Schüler. Also benimmt sie sich unauffällig und bleibt für sich allein... Bis zu einer verhängnisvollen Nacht, in der sie spät noch in der Bibliothek arbeitet und eine ihrer Mitschülerin in einer Lache ihres eigenen Blutes findet, mit aufgeschnittener Kehle. Kann Gwen den Täter stellen? Bringt sie sich in Gefahr, wenn sie ihre Nase in diese Angelegenheit steckt? Und was ist eigentlich los mit Logan, dem gefährlichen, gutaussehenden Spartaner, den sie ständig über den Haufen rennt?

Meine Pros:

Gwen ist mir als Charakter sehr sympathisch. Sie hat ein gutes Herz und eine große Portion Mut, aber sie hat auch ihre Schwächen und Fehler - was großartig ist, denn das macht sie viel glaubwürdiger! Ich habe ihr von Anfang an fest die Daumen gedrückt. Ich fand auch Vic, ihren ungewöhnlichen "Sidekick“, der am Ende des Buches eingeführt wird, witzig und vielversprechend.

Logan, der berühmt-berüchtigt dafür ist, mit jedem Mädchen auf dem Campus ins Bett zu hüpfen, gibt einen interessanten potentiellen Freund ab: einerseits scheint er ehrlich interessiert, und er rettet Gwens Leben mehr als einmal - aber andererseits knutscht er vor ihr mir anderen Mädels rum und geht mit einer anderen auf den Schulball. Zwischen den beiden herrscht keine plötzliche gegenseitige Liebe, aber die Chemie ist da, und ich wette darauf, dass da mehr in Logan steckt, als bisher enthüllt wurde. Warum denkt er z.B. so ambivalent darüber, ein Spartaner zu sein?

Die grundlegende Idee einer Schule für magisch begabte Jugendliche, in der es mal nicht um Zauberer, Vampire, Engel oder Dämonen geht, sondern um die Nachfahren mythologischer Helden und Heldinnen, fand ich sehr gut - mal was Anderes! Das ist meiner Meinung ein guter Rahmen für spannende Geschichten, die nicht dem altbekannten Schema folgen.

Das Tempo der Story war für mich genau richtig - nie langweilig, aber auch nicht zu hoppla-hopp.

Meine Contras:

Der Schreibstil strotzt nur so vor Wiederholungen. Die Autorin benutzt dieselben Wörter, Phrasen und Vergleiche immer und immer wieder. Das Wort "Gypsy" kommt geschlagene 102 (gefühlte 10.000.000) Mal vor, das Wort "Purpur" immer noch 29 Mal. Ständig lamentiert Gwen ihre tote Mutter oder fragt sich, was sie auf der Mythos Academy eigentlich zu suchen hat, da sie ja "nur" eine Gypsy ist.

Ich hätte gerne ein bisschen tiefer gehende Informationen über die verschiedenen Arten von übernatürlich begabten Menschen - Amazonen, Walküren, Spartaner, Römer... Es ist schon klar, dass die mehr sind als nur superschnell, superstark oder supergeschickt, aber inwiefern? Abgesehen von farbigen Funken, die aus Fingern sprühen, wird dem Leser recht wenig darüber verraten - vielleicht kommt in den nächsten Büchern noch mehr?

Das Buch enthält Szenen, die ich für junge Teenager nicht so geeignet finde (zum Beispiel steht Gwen mal mehr oder weniger daneben, als zwei ihrer Mitschüler Oralsex haben), aber wenn das Buch für ältere Teenager und Erwachsene gedacht ist, finde ich wiederum die Sprache etwas zu einfach.

Gwen weigert sich den Großteil des Buches strikt, an den ganzen mythologischen Quatsch zu glauben... Obwohl sie a) selber eine magische Begabung hat (wie schon ihre Mutter und Großmutter vor ihr) und b) eigentlich ständig mitkriegt, dass ihre Mitschüler schneller, stärker oder geschickter sind als normale Menschen (und farbige Funken aus den Fingern versprühen).

Zusammenfassend würde ich sagen, dass Mythos Academy es zwar nicht auf die Liste meiner Lieblingsbücher schafft, aber dennoch (trotz aller Wiederholungen) relativ angenehm und flüssig zu lesen ist. Außerdem ist es durch die mythologische Grundlage mal eine nette Abwechslung von den Vampiren, Engeln etc.! Ich habe das Gefühl, dass zwischen den Zeilen noch viel ungenutztes Potential steckt, was mich hoffnungsfroh stimmt, was die nächsten Bücher angeht.

Für die Wiederholungen habe ich einen Stern abgezogen, und einen weiteren für die deutsche Übersetzung, die mir im Vergleich mit der englischen Fassung nicht so ganz gelungen vorkam.