Rezension

Ein abgründiger Psychothriller der uns vor allem ein Blick hinter die Fassade werfen lässt.

Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.
von Paula Hawkins

Bewertet mit 5 Sternen

Auf  dieses Buch habe ich mich unheimlich gefreut, da die Kurzbeschreibung unheimlich viel versprechend klang.
Gleich zum Anfang lernen wir Rachel kennen. Eine Durchschnittfrau die man erst nach und nach richtig kennen lernt. Anfangs wirkt sie sympathisch, aber auch so, als hätte sie kein eigenes Leben.
Sie sieht jeden Morgen und jeden Abend  bei einem Zwischenstop mit dem Zug, einem Pärchen bei ihrem Leben zu.
Sie sieht ein glückliches Paar, ja sozusagen ein Traumpaar.
Doch dann entdeckt sie eines Tages , dass die Frau ihren Mann betrügt.
Einen Tag später ist diese Frau verschwunden.
Was ist wirklich passiert?
Ist sie einfach nur verschwunden oder steckt ein Verbrechen dahinter?
Doch was steckt hinter der Fassade des vermeintlich glücklichen Paares?
Lauern dort Abgründe oder handelt es sich bei dem fremden Mann lediglich um einen Fehltritt?
Je mehr ich von Rachel erfuhr umso mehr Ecken und Kanten entwickelte sie.
Sie ist eine Frau, die vom Leben gezeichnet ist, das sie gnadenlos enttäuscht hat.
Wir erfahren ihre Geschichte. Ihr Leben.
Und das hat mich merklich erschüttert und auch fassungslos gemacht.
Auf der anderen Seite haben wir ihren Ex-Mann Tom, auch er spielt eine Rolle in diesem Stück.
Tag für Tag verfolgt Rachel auch sein Leben mit seiner neuen Frau Anna.
Aber ist auch da alles Idylle pur?
Oder trügt der Schein?
Und dann haben wir noch das vermeintlich glückliche Paar Scott und Megan.
Was hat es mit den beiden wirklich auf sich?
Sind sie glücklich?
Oder ist auch das nur alles Schein?
Dann beginnt Rachel sich in die Ermittlungen einzubringen und ahnt nicht, was sie damit lostritt.
Je mehr ich in der Geschichte voranschritt, umso mehr Abgründe offenbarten sich mir.
Und ich konnte nur noch  mit Verzweiflung und Fassungslosigkeit zusehen, wie das Unglück seinen Lauf nahm.
Wie die Fäden langsam ineinander liefen.
Als alles letztendlich sich fast offenbarte, hat es mich merklich mit Grauen erfüllt.
Ich hätte am liebsten in die Handlung eingegriffen.
Ich habe geschrieen, geflucht und war einfach nur entsetzt.
Als es dann zum spürbaren Showdown zulief, hab ich vor lauter Spannung schon fast die Luft angehalten. Weil ich es einfach kaum noch aushielt.
Ich konnte einfach nicht glauben was ich da las, es war einfach zu erschütternd und aufwühlend.
Der Abschluss hat mir sehr gut gefallen .
Alle Fragen wurden beantwortet und ich bin zufrieden.
Sehr gut hat mir gefallen, dass man zu keinem Zeitpunkt, das Ende voraussehen konnte. Alles blieb immer im dunkeln und die Autorin hat geschickte Wendungen eingebaut, die einige Überraschungen boten.
Dieses Buch erzählt von Vertrauen, Obsession und Betrug , aber auch von Schmerz und Verzweiflung.
Es kommen hier einige ernstere Themen zur Sprache , die mich wirklich sehr mitgenommen haben.
Hier blicken wir vor allem hinter die Fassade.
Uns werden die Abgründe der menschlichen Seele offenbart und wie Verhängnisse ihren Lauf nehmen können.
Was ist wahr und was nicht?
Wo ist Vertrauen angebracht, wo nicht?
Im Laufe des Buches stellt man sich immer wieder Fragen, die aber letztendlich nur das Leben beantworten kann.
Ich kann nicht sagen, dass ich mich einer Person besonders nahe gefühlt habe, es ist eher die ganze Geschichte die mich fasziniert hat.
Aus einem einfachen Konstrukt, entwickelte sich nach und  nach eine enorm komplexe Geschichte, die es wirklich in sich hat.
Es war für mich faszinierend zu beobachten, wie nach und nach die Geschichten der einzelnen Menschen ans Tageslicht kamen und was sich letztendlich dahinter verborgen hat.
Wenn man es von weitem betrachtet, würde man es nie für möglich halten.
Die Spannung ist eher unterschwellig spürbar und baute sich erst nach und nach auf.
Dennoch hat dieses Buch von Anfang an einen enormen Sog auf mich ausgeübt.
Ich war einfach nicht in der Lage, es zur Seite zu legen.
Der Schreibstil der Autorin ist fließend und einnehmend, aber auch so bildreich, dass direkt ein Kopfkino entsteht.
Die Kapitel haben eine normale Länge, aber man ist in einem Rutsch durch, weil man gar nicht drauf achtet.
Wir erfahren hier verschiedene Perspektiven.
Die von Rachel, Anna und von Megan.
Wir erfahren verschiedene Zeitebenen, was uns hilft, die Geschichte besser nachzuvollziehen.
Einmal sind wir in der Gegenwart, aber dann erfahren wir auch die Erlebnisse ein Jahr zuvor.
Die Charaktere wirkten sehr authentisch auf mich, man lernt die einzelnen Personen sehr gut kennen und kann sich daher gut in sie hineinversetzen.
Das Cover und auch der Titel passen sehr gut zum Buch.

Fazit:
Eine Geschichte, die uns merklich das Grauen lehrt.
Was ist Schein?
Was ist Sein?
Darum geht es hier im großen und ganzen, man ergründet , was hinter der Fassade lauert.
Eine sehr komplexe Geschichte mit tiefgründigen Charakteren, die spürbar unter die Haut geht.
Aber ich denke, hier werden sich auch wieder die Meinungen spalten.
Mir persönlich hat es sehr gut gefallen, daher kann ich es unbedingt empfehlen.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen, weil es mich auf ganzer Linie überzeugt hat.