Rezension

Ein wahnsinnig fesselndes und spannendes Abenteuer!

Palast der Finsternis - Stefan Bachmann

Palast der Finsternis
von Stefan Bachmann

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich ist es kein besonders anspruchsvoller Inhalt: Anouk und ein paar andere Jugendliche werden eingeladen, als Erste einen unterirdischen Palast zu erkunden. Dieser erweist sich allerdings als Falle und sie sind dort unten in Lebensgefahr. 
Gleichzeitig gibt es einen zweiten Handlungsstrang, nämlich ca. 200 Jahre früher. Dieser dreht sich um Aurélie, die damals in diesem Palast auch so einiges erlebt hat. 
Am Ende verknüpft Stefan Bachmann diese beiden Geschichten und Anouk (und auch Aurélie) erfährt ein unglaubliches Geheimnis... 

Da die Geschichte ziemlich geradlinig verläuft und man so auch keine Probleme damit hat, sie zu verstehen, kann man sich vollkommen auf die Actionszenen und die Spannung konzentrieren. Wer dabei auch Grusel-Elemente mag, ist hier definitiv richtig! 
Und ständig neue Erkenntnisse und neue Fragen ... Man fiebert und rät als Leser der Auflösung entgegen, obwohl diese dann teilweise recht vorhersehbar ausfällt. 
Aber Freundschaften kommen auch nicht zu kurz - eine tolle Mischung, und das alles OHNE einer Liebesschnulze! Perfekt! :) 
(Am Rande: MazeRunner-Fans hier? Lest dieses Buch, wenn euch der Plot des Buches - besonders des dritten Teils - gefallen hat!)

Eigentlich hätte ich vom Diogenes-Verlag etwas ganz anderes erwartet. Bis jetzt kannte ich davon bloß die typischen Schullektüren und alten Schinken (der Vorleser, das Parfum, die Häupter meiner Lieben, ...), deswegen war ich skeptisch. Aber ich wurde eines besseren belehrt - Diogenes kann auch Jugendfantasy!  

Das Einzige, woran man den Verlag erkennen könnte ist der Schreibstil von Stefan Bachmann. Er schreibt anspruchsvoller, als man es in den "gehypten" Jugendbüchern findet. Das finde ich aber ganz und gar nicht schlecht, weil man auch mal ein bisschen interpretieren oder sich (was ich gemacht habe ;) Zitate herausschreiben kann. 
Super fand ich zum Beispiel: »Ich seufze und starre weiter zur Decke hinauf. Wenn das hier eine Szene aus einem Indie-Film wäre, würde ich neben einem mit Graffiti verzierten Wohnmobil in die Sterne gucken, unterwegs auf einem Roadtrip quer durch Montana. Ich hätte eine Gitarre und einen großen, alten, fröhlichen Hund dabei. Ich würde in den unendlichen Nachthimmel starren und mich ganz klein fühlen. Da dies aber mein richtiges Leben ist, starre ich auf Tupfen weißer Farbe an einer Decke und denke darüber nach, wie es wohl ist, lebendig gefressen zu werden.« 

Ja, ich glaube, hier kommt Anouks Ironie sehr gut heraus, die mich begeistert hat! Sie ist überhaupt ein sehr interessanter Charakter. Ein Außenseiter, schlecht gelaunt, misstrauisch, aber auch mutig und intelligent. Sie hat eine ziemlich harte Vergangenheit, versucht aber, das hinter einer coolen Fassade zu verbergen. Und im Laufe des Buches verändert sie sich ziemlich. Sie zeigt nach und nach bessere Seiten von sich, lernt, im Team zu spielen und findet in den anderen Charakteren endlich die Personen, denen sie vertrauen kann, die ersten, denen sie ihre Vergangenheit erzählt. 
Also, sie ist wahnsinnig faszinierend und ich finde es gerade ziemlich bewundernswert, dass Stefan Bachmann ihren Charakter neben der ganzen Action beschreiben kann! 
Wie man vielleicht merkt - Anouk finde ich sehr gelungen. ;D

Das Cover hat mich zwar nicht wirklich überzeugt, aber das ist eben Diogenes und der Inhalt haut das wieder heraus. ;) 
(Übrigens glänzt das Blau des Palastes in  Wirklichkeit ganz hübsch, was auf der digitalen Version des Covers nicht wirklich herüberkommt.) 

Fazit: Ein etwas anderes Jugendbuch, das eher in die Grusel-Ecke der Fantasy zu stellen ist. Empfehlung für jeden, der genug von langweiligen Liebesgeschichten hat!