Rezension

After Passion // Anna Todd

After passion
von Anna Todd

Bewertet mit 4 Sternen

Liebe Bookaholics, kennt ihr diese Bücher, die ihr unglaublich gerne lesen wollt, bei denen es euch aber peinlich ist, sie mit in die Öffentlichkeit zu nehmen? Irgendwie ging es mir mit After Passion genauso. Schon allein der Name dieser Reihe, ich meine, der ist voll für den… Popo. Aber das ist noch nicht alles. Hinzu kommt, dass doch jeder weiß, um was es in diesem Buch geht, nämlich im Großen und Ganzen um Sex, zumindest ist es das, was man glaubt, wenn man dieses Buch eben noch nicht gelesen hat. Aber die gehypten Bücher tun mir es doch irgendwie immer so an, dass ich sie über kurz oder lang einfach lesen muss, also kam ich auch um After Passion nicht herum.

Tessas und Hardins Geschichte ist ebenso leicht wie schnell erzählt. Er, der böse launische Badboy, und sie, das schüchterne, etwas verklemmte Girlie von nebenan…. Und natürlich bricht zwischen diesen beiden die große Liebe aus – entgegen allen Erwartungen (Achtung, Ironie!). Doch weder Tessa noch Hardin scheinen damit so wirklich zufrieden zu sein. Also streiten sie sich, um sodann gleich danach wieder miteinander rumzufummeln.

Anna Todd erzählt mit ihrer Reihe also nicht unbedingt eine neue Geschichte. Gerade im New Adult-Bereich ist diese Konstellation ja doch sehr beliebt. Anna Todd würzt ihre Variante dieser Geschichte dann damit, dass die beiden Protagonisten wie Feuer und Wasser miteinander sind. Somit kann man dem Buch zumindest nicht ausufernden Kitsch vorwerfen, wenn von der Liebe zwischen den beiden spürt man nur sporadisch etwas. Allerdings muss ich dem ewigen Vorurteil gegen dieses Buch jetzt einmal entgegen treten: es geht tatsächlich nicht nur um Sex.

Tatsächlich fummeln die beiden von Anfang an ganz wild miteinander, aber meiner Meinung nach hielt sich das doch noch in Grenzen. An manchen Stellen hätte ich mir bei der ewigen Streiterei mal gewünscht, sie hätten einfach Sex gehabt, dann wäre vielleicht das ein oder andere Geschrei unter den Tisch gefallen. Aber trotzdem hat diese Story irgendetwas, dass man als Leser einfach weiterlesen muss. Man weiß, wohin es geht, aber den Weg muss man trotzdem beschreiten… Als Leser ist man unglaublich gefesselt und über 700 Seiten fliegen nur so an einem vorbei.

Ja, man muss sich schon eingestehen: Tessa und Hardin sind beide tief aus der Klischee-Kiste gehüpft und ein Phrasenschwein sollte man während des Lesens auch nicht aufstellen. Aber da bin ich auch mit wirklich geringen bis gar keinen Erwartungen ran gegangen. Beide sind eigentlich genauso dargestellt, wie ich mir das auch vorgestellt hatte. Tessa ist verklemmt, naiv und im Kopf noch keine 17, sondern 7. An manchen Stellen habe ich mich wirklich gefragt, wie sie aufrecht gehen kann, so ganz ohne Rückgrat. Hinzu kam, dass sie aus Sex eine riesen Sache macht. Da könnte man fast meinen, es geht nicht nur um etwas Sex, sondern um den Start einer Weltraumrakete. Auch Hardin überrascht mit seinem Charakter eher weniger. Er ist eben der typische Bad Boy, schläft mit allem, was einen Puls hat und scherrt sich wenig bis gar nicht um seine Mitmenschen.

Sogar die Nebencharaktere sind dermaßen überspitzt dargestellt, dass es fast nicht mehr schön war. Tessas Mutter ist der Hausdrachen schlechthin, die auf ihrem hohen Ross thront und immer schön darauf achtet, dass sie und ihre Tochter ja nicht mit Menschen kommunizieren, die unter ihrer Würde sind. Der Oberknüller war allerdings Tessas Freund (und damit meine ich gerade nicht Hardin). Denn obwohl es der Guten schon die Schamesröte ins Gesicht treibt, wenn sie sich nur im Bikini zeigen soll, hat sie seit zwei Jahren einen festen Freund – absolut keusch, versteht sich. Und der wurde wirklich sehr überspitzt dargestellt, aber irgendwie gehörte das mit zur Story.

Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die ganze Geschichte wird aus der Sicht von Tessa erzählt und das war mein Hauptproblem damit. Nicht nur, dass damit irgendwie klar war, dass die gleiche Story nochmals aus Hardins Sicht geschrieben wird (Überraschung, der Spaß heißt Before us), sondern Tessas Charakter kommt im Schreibstil einfach so arg zum Tragen, dass es kaum noch Spaß gemacht hat. Bei manchen Stellen hatte ich tatsächlich das Gefühl, im Tagebuch einer 5-Jährigen zu lesen.

Dafür hat Anna Todd einen kleinen Trick angewandt, der wunderbar aufgegangen ist. Das ganze Buch hat roundabout etwas mehr als 100 Kapitel, weswegen die einzelnen Abschnitte relativ kurz gehalten werden. Mehr als einmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich ein neues Kapitel aufgeschlagen habe, denn die waren ja so kurz und eins geht eben immer noch.

Ganz ehrlich? Ohne das Ende wäre meine Bewertung für dieses Buch nur durchschnittlich ausgefallen. Denn die Geschichte kann einen schon ganz gut unterhalten, doch der absolute Brüller ist sie auch nicht. Und wenn ich so zurück blicke, dann muss ich blind gewesen sein, dass ich dieses Ende nicht kommen gesehen habe. Fakt ist aber: ich war total überrascht, was mir am Schluss nochmal so richtig den Kick gegeben hat. Und vor allem hat es dazu geführt, dass ich Teil 2 unbedingt auch lesen muss.

Ja ich muss es zugeben: After Passion hat auch mich infiziert. Tessa und Hardin streiten sich zwar ständig, haben dafür aber viel weniger Sex als gedacht, doch trotzdem hat die Geschichte irgendetwas, was einen nicht mehr loslässt. Zwar spürt man zwischen den beiden nicht unbedingt die große Liebe, aber Tessa und Hardin sind wie Feuer und Wasser und als Leser will man eben doch wissen, wie es mit den beiden weitergeht, vor allem nach DIESEM Ende!Ich hab mich auf jeden Fall gut unterhalten gefühlt!

 

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