Rezension

Der Körper ist jung, der Geist ist alt

Starters - Lissa Price

Starters
von Lissa Price

Bewertet mit 3 Sternen

Ist das nicht der Traum eines jeden Menschen? Mit den Erfahrungen, dem Wissen und dem Geist eines alten Menschen in einem jungen Körper zu stecken? Genau das verspricht die Body Bank in Callies Welt. Einer Welt, in der nur noch die Alten (Enders) und die Jungen (Starters) leben. Einer Welt, die durch einen Krieg und dem Einsatz einer biologischen Waffe (Sporen) alle Menschen verloren hat, die nicht Teenager oder alte Leute sind. Und die Teenager, die keine wohlhabenden Enders als Großeltern haben, sind ... nun ja. Am Arsch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie leben auf der Straße, ständig auf der Flucht vor (alten) Marshalls, die sie irgendwo einsperren wollen, während die meisten Enders echt ein Traumleben führen. Fast.

Doch jetzt gibt es die Body Bank, die diesen fast alles Besitzenden auch noch die I-Tüpfelchen anbietet: das Mieten eines jugendlichen Körpers.
Dort findet sich Callie wieder, die keine andere Wahl hat, als ihren Körper zur Verfügung zu stellen. Ihr kleiner Bruder ist krank, und sie braucht die teure Medizin. Man baut ihr einen Chip ins Gehirn, der ihr Bewusstsein ausschaltet und das eines alten Menschen ihren Körper kontrollieren lässt. Doch irgendetwas geht schief. Callies Bewusstsein "erwacht" vorzeitig und sie bemerkt, dass sie in ein politisches Intrigenspiel gezogen wurde, dem sie kaum gewachsen ist. Jemand möchte ihren Körper benutzen, um einen Mord zu begehen. Doch es kommt noch schlimmer: Jemand möchte dafür sorgen, dass die Enders Jugendliche demnächst nicht nur mieten, sondern ihre Körper auf Dauer übernehmen können. Der Traum vom ewigen Leben in Jugend und Schönheit ...

So sehr sich diese Dystopie erst einmal von anderen von ihrer Grundidee her abhebt, so sehr hadere ich allein schon von der Ausgangsbasis her: Es überleben nur die Alten und Jungen, weil das die Ersten waren, die geimpft wurden? Wie unlogisch ist das denn? Ja, natürlich würden erst mal die Politiker geimpft werden, und die sind nun mal in der Regel "alte Knacker". Aber jeder Staat, der was auf sich hält, würde dann erst mal anfangen, seine Intelligenz zu schützen. Forscher, Wissenschaftler, Gelehrte, Ärzte, Pädagogen, Informatiker etc.pp. Außerdem die Angehörigen ihrer Streitmächte. Alte und Junge wären auf der Agenda irgendwo unter "ferner liefen" oder "Hä? War da noch was?" angesiedelt.
Callie selbst ist sympathisch. Sie ist auch recht gut beschrieben, ihre Gedankengänge nachvollziehbar. Für 16 kam sie mir meist ein wenig zu cool und clever vor, aber wenn man seit einem Jahr als Waise auf der Straße lebt mit der Verantwortung für einen kleinen Bruder, wird man wahrscheinlich schnell so, vorausgesetzt, man überlebt. Die meisten anderen Protagonisten bleiben recht blass. Gerade Michael, der eine große Rolle in ihrem Leben spielt, ist eben einfach ... da. Er taucht als Pappfigur auf, der sich um den kleinen Bruder kümmert, ansonsten bekommt man ihn nicht zu fassen. Ja, er ist nett. Das war's. Oder Blake. Natürlich erfährt man zum Schluss etwas Entscheidendes über ihn, das jedoch diese eine Sache nicht erklärt: Wieso fühlt sich Callie sofort nach einem Gespräch zu ihm hingezogen und vertraut ihm vor allem auch gleich mal eine wichtige Aufgabe an?

Viele Sachen wurden in Drei-Satz-Erklärungen abgehakt, was die Spannung aus dem Buch herausnahm. Blake bringt Michael Geld, obwohl er dazu in eine Gegend müsste, die gefährlich ist? Kein Problem, erledigt. Er findet ihn auch sofort, klar. Eine Ender braucht Leute, die sich mit Computern auskennen? Kein Problem, sie hat Geld, zack, erledigt. Ein Mädchen, das sich von Callie verrraten fühlt? Ach, die wird mit ein paar Antworten wieder auf ihre Seite gezogen. An diesen Stellen hatte ich den Eindruck, dass die Autorin nicht wusste, wie sie diese Sachen lösen sollte: Sie waren wichtig für den Verlauf der Geschichte, aber eigentlich kaum machbar mit Callies Möglichkeiten.

Fazit: Interessante Dystopie, auch gut geschrieben, aber mit einigen Mängeln, die es mir schwer machten, mich grundsätzlich in der Geschichte zu verlieren.