Rezension

Einsam im wilden Marschland

Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
von Delia Owens

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin froh, dass ich endlich dazu gekommen bin, diesen Roman zu lesen, bevor ich mir die Verfilmung ansehe. So hatte ich meine eigenen Bilder vor Augen: von der sechsjährigen Kya Clark, die in einer verkommenen Hütte im Marschland von North Carolina aufwächst, von ihrer Familie verlassen wird und völlig auf sich gestellt ist; von ihrem Alltag in den Sümpfen und den Bootsausflügen mit dem Biologen Tate Walker, der ihr das Lesen beibringt. Verschränkt ist Kyas Lebensgeschichte mit einem zweiten Handlungsstrang, der mit dem Fund einer Leiche beginnt und von den Ermittlungen erzählt. Die Bewohner der nahe gelegenen Küstenstadt Barkley Cove beschuldigen sofort das “Marschmädchen” Kya, was die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhält.

Ein Motiv, das sich durch den gesamten Roman zieht, ist Kyas Zerrissenheit zwischen der Sehnsucht nach menschlicher Nähe und ihrer bewussten Isolation aus Angst, erneut verlassen zu werden. Eine umso stärkere Beziehung baut sie zum Marschland auf und alles, was dazu gehört, sei es Pflanzen, Muscheln, Fische oder Seevögel. Wie detailreich und intensiv Delia Owens ihren Alltag in der Wildnis und ihre Entwicklung vom verstörten Mädchen zur unabhängigen Frau, die ihre Berufung findet, beschreibt, zählt für mich zu den besonderen Stärken des Romans.