Rezension

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Einsames Mädchen

Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
von Delia Owens

Bewertet mit 3 Sternen

Kya Clark ist besonders. Vom Leben konnte sie noch nie viel erwarten, denn nach und nach lässt sie jeder zurück. Die Geschichte beginnt sehr traurig, bleibt durchgehend traurig und endet ebenso traurig. Die gesamte Zeit über bleibt das Buch in dieser trüben, düsteren und einsamen Stimmung. Kya versucht sich von den vielen, eigentlich unzähligen Hindernissen und Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen. Doch im Verlauf der Geschichte merkt man schnell, dass niemand es wirklich gut mit ihr meint. Ein Buch voller Schmerz und einem starken Mädchen, das auf sich allein gestellt ist und es letzten Endes auch bleibt.

 

SPOILER

 

Kya ist stark. Sie ist als 6-Jährige schon mehr oder weniger komplett auf sich alleine gestellt. Die Zustände in denen sie aufwächst, sind kaum zu ertragen. Doch als ihre Mutter,  später ihre Geschwister und letzten Endes ihr Vater sie zurücklassen, ist Kya wirklich vollkommen alleine. Sie schlägt sich durch und sehnt sich nach Beständigkeit und Liebe.

Als Marschmädchen in der Stadt bekannt, gilt Kya als schönes, junges Mädchen. Durch ihre Armut und ihre sehr zurückhaltende Art, ihre fehlende Schuldbildung und Einsamkeit wird sie von nahezu allen gemieden. Ihre Jugendliebe Tate ist einige Jahre älter als sie. Da sie selbst gerade einmal 14/15 ist, als sie sich verliebt, ist der Alterunterschied einfach fragwürdig. Auch die Szene in der er "sich zurückhalten muss", um nicht zu weit zu gehen - Schlimm. Kya wird von allen und jedem manipuliert und passt sich teils sehr an ihrem Gegenüber an. An sich macht das die Geschichte glaubwürdiger, da sich Kya so sehr nach Liebe sehnt. Doch über die Manipulationen wird im Buch nicht (direkt) gesprochen, das fehlt vollkommen. Tate ist anfangs sehr sympathisch, aber auch nur bis man merkt, dass er Mitleid hat und dies dann Liebe nennt. Irgendwann heißt es im Buch auch, dass die Liebe zu ihr eine Mischung aus Mitgefühl ist und dem Schmerz der verlorenen Schwester.. kein guter Vergleich für eine feste Freundin. Zu Chase muss ich nichts sagen. Dass Kya sich auf ihn einlässt, kann ich nicht verstehen. Natürlich freut sie sich über Aufmerksamkeit, aber sie weiß eigentlich selbst, dass Chase sie ausnutzt. Er scheint richtig besessen von ihr zu sein, gerade zum Ende hin. 

 

Plötzlich taucht der Bruder auf, erzählt von der verstorbenen Mutter. Das Buch beinhaltet immer wieder nur traurige Neuigkeiten, keine wirkliche Liebe zu Kya. Nur ihr "Ersatzvater" und seine Frau sind annehmbar. Wobei ich auch nicht verstehe wieso sie nicht noch mehr für sie getan haben. Beim Prozess wird gesagt, dass die Stadt bzw. die Gemeinde Kya niemals geholfen und sie nur ausgeschlossen hat. Das stimmt, denn Kya wurde von jedem wie Dreck behandelt. Das Buch wird von manchen als "wunderschön" beschrieben, doch ich weiß nicht wieso. Nichts an dieser Geschichte ist romantisch, schön oder herzerwärmend. Und selbst wenn es kurze Sequenzen gibt, die angenehm erscheinen, folgt der nächste Schicksalsschlag für Kya. Das Ende ist ebenso traurig. Kya lebt mit Tate zusammen (auf einmal kann sie ihm doch vertrauen), schwanger wird sie nicht (obwohl sie es versuchen und zuvor hat sich natürlich niemand um Verhütung gekümmert)... 

Das Buch endet so wie es beginnt: Traurig und einsam.

Ich gebe deshalb drei Sterne, weil der Schreibstil schön ist und man von vorne herein weiß, dass es ein sehr trauriges, deprimierendes Buch sein wird. Das war wohl meine Verantwortung so eine Geschichte nicht zu lesen, wenn ich die extreme Traurigkeit nicht mag. Man muss zwar nicht unbedingt weinen, aber das betrübte Gefühl bleibt beim Lesen.